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Aus: Ausgabe vom 10.02.2018, Seite 15 / Geschichte

Anno … 7. Woche

1933, 12. Februar: Etwa 500 Angehörige von SA und SS stürmen in der KPD-Hochburg Eisleben im Südharz das sogenannte Klassenkampfhaus und eine Turnhalle der Arbeitersportler, in der eine von der KPD organisierte Jugendweihe stattfindet. Die Faschisten schießen auf die Teilnehmer der Veranstaltung und schlagen mit Feldspaten auf sie ein. Es gibt drei Tote und 24 Schwerverletzte. Auch ein SS-Mann, der später von der NSDAP zum Märtyrer erklärt wird, kommt zu Tode. Der »Eislebener Blutsonntag« ist ein Racheakt der Nazis. Einen Tag vor der Machtübergabe an Adolf Hitler haben in der Stadt über 1.500 Menschen bei einer Kundgebung gegen den Faschismus demonstriert, darunter Mitglieder der KPD, der SPD und der Gewerkschaften. Der Überfall hat ein spätes juristisches Nachspiel. Im August 1949 verurteilt das Landgericht Halle einen Angeklagten zu lebenslänglicher Haft und 30 weitere zu Haftstrafen zwischen einem und zwölf Jahren.

1938, 15. Februar: Die Nazis führen das sogenannte Pflichtjahr für die weibliche Jugend bis zum Alter von 25 Jahren ein. Frauen müssen aufgrund einer Anordnung Hermann Görings ab dem 1. März zunächst ein Jahr in der Land- oder Hauswirtschaft oder zwei Jahre im Gesundheitsdienst arbeiten, bevor sie eine normale Berufstätigkeit aufnehmen können.

1958, 12. Februar: Der Philosophiestudent Otto Köhler stellt auf einer Vollversammlung der Universität Würzburg den Antrag, dem bayerischen Kultusminister Theodor Maunz wegen seiner Nazi-Vergangenheit das Misstrauen auszusprechen und seinen Rücktritt zu fordern. Der Carl-Schmitt-Schüler Maunz, der 1933 der NSDAP und der SA beigetreten ist, hat vor 1945 in zahlreichen Schriften den »Führerstaat« juristisch gerechtfertigt. Der Antrag des SDS-Mitglieds Köhler wird von einer Mehrheit der 800 Anwesenden abgelehnt, nachdem mehrere Burschenschafter Maunz verteidigt haben. Das CSU-Mitglied Maunz gilt als führender Verfassungsrechtler der Bundesrepublik. Nach seinem Tod wird bekannt, dass er jahrelang den Vorsitzenden der Deutschen Volksunion, Gerhard Frey, juristisch beraten und unter Pseudonym Artikel für dessen National-Zeitung geschrieben hat.

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