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Aus: Ausgabe vom 31.01.2017, Seite 16 / Sport
Handball

Alles beim alten

Von Ben Mendelson

Paris. Es kam wie erwartet. Frankreich stand oben auf dem Treppchen. Nur die anderen Medaillengewinner hatte vor dem Turnier kaum jemand auf dem Zettel: Slowenien und Norwegen. Beide Mannschaften hatten bei einer Handball-WM noch nie Edelmetall gewonnen.

Ähnlich wie im umkämpften Viertelfinale gegen Schweden profitierten die Franzosen in den zweiten 30 Minuten von ihren Kraftreserven, während der Gegner einknickte. Zunächst hatte Norwegen im ersten Durchgang die meiste Zeit die Nase vorn. Torwartopa Thierry Omeyer konnte erneut nur zwei Bälle parieren. Trotzdem ging sein Team durch einen Tempogegenstoß mit 18:17 zur Pause in Führung. Das schnelle Spiel war der Schlüssel zum Erfolg: Die WM-Gastgeber erzielten neun Gegenstoßtore, Norwegen nur eins. Nach dem Seitenwechsel zog Frankreich binnen sechs Minuten auf fünf Tore davon. Angetrieben von sechs Treffern durch Rückraum-Muskelpaket Nikola Karabatic (Foto) ließ der Weltmeister von 2015 seinem Gegner keine Chance: Norwegen warf im zweiten Durchgang nur noch neun Tore und verlor klar mit 33:26.

Die Schlussphase im Spiel um Platz drei zwischen Slowenien und Kroatien war da deutlich unterhaltsamer. Die Kroaten hatten ihre Führung seit dem 3:4 kontinuierlich ausgebaut und lagen nach 40 Minuten mit acht Toren vorn. Daraufhin ging Slowenien auf volles Risiko, attackierte die gegnerische Defensive mit schnellen Impulsangriffen und startete die eindrucksvollste Aufholjagd des Turniers. Immer wieder warfen sie nach kaum zehn Sekunden aufs Tor – normalerweise hat die angreifende Mannschaft mindestens 30 Sekunden Zeit. In den letzten 20 Minuten erzielten sie so noch 15 Tore. Nach dem Ausgleich kurz vor Schluss warf Borut Mackovsek unten links an Torhüter Ivan Stevanovic vorbei und erzielte damit die erste Führung nach 55 Minuten. Im letzten Angriff scheiterte der Kroate Domagoj Duvnjak erneut am Block der Slowenen. So gewann der Underdog seine erste WM-Medaille. Rechtsaußen Jure Dolenec vermutete zurecht, dieser Erfolg werde »in die Geschichtsbücher eingehen«.

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