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Aus: Ausgabe vom 08.11.2016, Seite 11 / Feuilleton

Neue Rentenpläne

Von Dusan Deak
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Schon wieder bringt Ministerin Andrea Nahles eine Rentenreform ins Gespräch. Grob geschätzt, ist es die dritte seit ihren Amtseintritt. Wird das Tempo gehalten, wird das ehrgeizige Ziel der Regierung, alle drei Jahre fünf neue Reformvorschläge auf den Weg zu bringen, locker erreicht.

Um die Alterssicherung angesichts der kommenden Rentnerflut zu bewältigen, schlagen die »fünf Wirtschaftsweisen« die Rente mit 71 vor. Bis 2030/40 soll sich das Renteneintrittsalter nach stufenweiser Erhöhung bei 130,5 Jahren einpendeln.

Die Pläne gehen auf Überlegungen von Carsten Linnemann zurück. Der geniale Mathematiker und Rententheoretiker, nebenbei Vorsitzender der Mittelstands- und Wirtschaftsvereinigung der CDU/CSU, ging damit Anfang 2014 an die Öffentlichkeit. Bei Sandra Maischberger rechnete die Nachwuchshoffnung der Christdemokraten am 28.1.2014 mit höchster Präzision vor: »Wir werden älter. Jede Nacht, jeden Tag leben wir um drei Stunden länger. Wenn wir heute abend ins Bett gehen und morgen aufstehen werden wir drei Stunden älter.«

Wenn sich also ein 18jähriger Abi­turient heute abend schlafen legt und nach hundert Jahren wieder aufwacht, wird er 112,5 Jahre älter sein und (nach Linnemanns Theorie) mit 130,5 Jahren punktgenau das Rentenalter erreicht haben, das die »große Koalition« für 2030/40 anstrebt. Dann wird es außer ihm noch – hochgerechnet – zwei sowie einige Dutzend in der Produktion Beschäftigte geben, die weiterhin in die Rentenkasse einzahlen.

Alle übrigen Berufstätigen werden in jenen Tagen bei der Arbeitsagentur als Jobvermittler tätig sein und ihren Arbeitsplatz dort mit je einem Roboterkollegen teilen.

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