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Aus: Ausgabe vom 25.07.2014, Seite 13 / Feuilleton

Wurst im Radio

Von Rafik Will
Die deutsche Nationalspeise ist eindeutig die Wurst – aber nur in ihren regional unterschiedlich definierten Ausformungen. Bei näherer Betrachtung kann sie einem auch das Gruseln lehren. Nicht nur wegen der Schlacht- und Produktionsbedingungen für verarbeitete Tiere und verarbeitende Menschen, sondern auch wegen ihrer einzelnen Bestandteile aus feingemahlenem Fleisch, Fett und Knorpel. Aber gegen Nachdenken gibt es ja Werbung, gelegentlich auch Verbraucherinformation genannt. Besonders in der Radiowerbung hört man häufig Wurstreklame, meistens geht es in heiteren Liedchen um die Wurst.

Glaubt man dem »Bratmaxe-Song« der Firma Meica, dann ist gute Stimmung nur zu haben, wenn die gleichnamigen Würstchen gegrillt werden. Geht es noch nerviger? Ja: Die Firma Rügenwalder warb lange Zeit mit einem furchtbaren Song, der die angeblich gute alte bäuerliche Zeit heraufbeschwören sollte – für die Schmierwurst »Pommersche«.

Beliebt sind in der Wurstreklame auch prominente Stimmen. So machte sich zum Beispiel Johannes B. Kerner lange Zeit für Gutfried-Wurst stark, und während der abgelaufenen WM in Brasilien kam der Fußballer Ailton für die Firma Wiesenhof als Werbemaskottchen für die Special Edition »Samba Brasil« der »Bruzzler«-Würstchen zum Einsatz. Für den Verzehr der normalen Würstchenversion von »Bruzzler« agitiert zur Zeit der ZDF-Experte Oliver Kahn.


Und dann reden doch nun alle nur vom »Wurstkartell«. Die Werbeagenturen weinen. Und Wurstesser weinen auch, weil die Billigwurst noch viel billiger hätte sein können. Wer nie seine Wurst mit Tränen aß …

Und was gibt es im Radio außer Wurstwerbung? Zum Beispiel die sommerliche Hörspielursendung von Ulrike Müllers »Das Projekt bin ich« (2014; Ursendung Sonntag, 14 Uhr, rbb Kulturradio), Hier sprechen fünf Schauspieler über sich selbst und ihr prekäres Dasein als Rädchen im Kulturbetrieb. Und – wer hätte das gedacht – auch bei ihnen geht es natürlich um die Wurst.

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