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Aus: Ausgabe vom 13.09.2013, Seite 10 / Thema

Aus den Quellen

Aus dem Rundschreiben des Reichsorganisationsleiters der NSDAP, Gregor Strasser, an alle Gauleitungen vom 26.8.1932:

»Es muß damit gerechnet werden, daß ein schwerer Winter bevorsteht. (…) An die Magenfrage ist in erster Linie zu denken, also besonders an die Speisung und Heizung in entsprechenden Räumlichkeiten. Diese Winterhilfe soll ferner nicht einseitig für Parteimitglieder aufgezogen werden. Auch andere Notleidende und Bedürftige sollen nicht ausgeschlossen sein. Die Volksgenossen müssen sehen, daß wir nicht nur an uns denken, sondern in wirklicher Nächstenliebe helfen wollen, soweit dies nur immer in unseren Kräften steht. Nicht zuletzt hierdurch wird ein Einbruch in die Front des gesamten Marxismus gelingen.«

Aus dem Hamburger Fremdenblatt vom 20.9.1933:

»Der Sozialismus der freiwilligen Tat soll den notwendigen Ausgleich zwischen Mangel und Überfluß, zwischen Darben und Sattsein schaffen, um so durch eine Gemeinschaftsleistung von bisher unerhörter Kraft dem kommenden Winter seinen Stachel nehmen, der Kälte ihren zitternden Frost, dem Hunger seine nagende Bitterkeit. Mit dem physischen Frost und dem leiblichen Hunger soll dann auch das Eis schmelzen, das noch um die Seele derjenigen krustet, die dem neuen Staat in seinen sittlichen und völkischen Grundsätzen verbittert oder skeptisch, innerlich ablehnend gegenüberstehen, weil sie aus jahrzehntelanger falscher politischer Erziehung in materialistischer Weltanschauung nicht ohne weiteres den Anschluß an eine gänzlich anders geartete Denkweise finden können.«

Aus den Hamburger »Richtlinien für das WHW« vom Februar 1934:

»Die deutsche Nation begeht diese ernste Feier (gemeint war das Eintopfessen – M.W.) zum Gedächtnis an die Toten des Weltkrieges, in dessen Granatfeuer die Volksgemeinschaft aller Menschen deutschen Blutes geboren wurde. So wie damals Offizier und Mann, Arbeiter und Akademiker aus einem Kessel speisten, so vereinigt uns auch heute einmal im Monat das Eintopfessen zu einer Gemeinschaft, die keine Unterschiede der Klasse oder des Standes kennt (…) Das Eintopfgericht ist die Fastenspeise der deutschen Nation. So wie gläubige Christen sich zum Heiligen Abendmahl im Dienste ihres Herrn und Heilands vereinigen, so feiert das nationalsozialistische Deutschland dieses Opfermahl als Gelöbnis der unerschütterlichen Volksgemeinschaft.«



Aus Bertolt Brechts »Furcht und Elend des Dritten Reiches«:

»Die Winterhelfer treten

Mit Fahnen und Trompeten

Auch in das ärmste Haus.


Sie schleppen stolz erpreßte

Lumpen und Speisereste

Für die armen Nachbarn heraus.



Die Hand, die ihren Bruder erschlagen

Reicht, daß sie sich nicht beklagen

Eine milde Gabe in Eil.

Es bleiben die Almosenwecken

Ihnen im Halse stecken

Und auch das Hitlerheil.«

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