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Aus: Ausgabe vom 25.09.2012, Seite 15 / Betrieb & Gewerkschaft

Lesetips

Agenda-Politik

»Berichte aus dem Krisengebiet« füllen die aktuelle Ausgabe des von der Hans-Böckler-Stiftung herausgegebenen Magazins Mitbestimmung. Die Beiträge stellen dar, wie der europaweite »Raubbau an Arbeitnehmerrechten« vonstatten geht. Außergewöhnlich radikal äußert sich DGB-Chef Michael Sommer in einem Interview. Die von der Troika aus EU, EZB und IWF durchgesetzte Politik bezeichnet er als »klassische Agenda-Maßnahmen«. »Diese Art von Politik haben wir in Deutschland schon hinter uns – nicht in der Brutalität, aber in der Art und Weise«, so der DGB-Vorsitzende. Hierzulande hätten die »Reformen« zur massiven Zunahme von Armutslöhnen und prekärer Beschäftigung geführt. »Das ist und bleibt unerträglich.«

In seltener Klarheit analysiert Sommer: »Die Finanzkrise wurde strategisch dazu genutzt, die Verluste der Finanzindustrie von den kleinen Leuten bezahlen zu lassen. In der zweiten Phase der Eurokrise nimmt man den Menschen nach dem Geld nun auch noch ihre Rechte. Wir erleben einen beispiellosen Angriff auf die Arbeitnehmerrechte im Süden Europas.« Untermauert wird diese Aussage durch einen Beitrag von Thorsten Schulten, Experte des Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Instituts (WSI) in der Hans-Böckler-Stiftung. Er schreibt: »Mittlerweile tragen die weitreichenden Veränderungen, die in Griechenland, Italien, Portugal und Spanien vollzogen wurden, das Potenzial eines grundlegenden tarifpolitischen Systemwechsels in sich.« Flächentarifverträge würden durch zahlreiche Gesetzesänderungen systematisch unterminiert. Materielle Folge ist der fast flächendeckende Rückgang der Reallöhne – am stärksten in Griechenland mit einem Minus von über 20 Prozent seit 2010. (jW)

Mitbestimmung. Das Magazin der Hans-Böckler-Stiftung, 9/2012, 74 Seiten, Jahresabo: 50 Euro

Beruf und Pflege

Die Fachzeitschrift Gute Arbeit widmet sich in ihrer aktuellen Ausgabe dem Schwerpunkt »Doppelbelastung von Beruf und Pflege«. Die Zahlen machen die Brisanz des Themas deutlich: Gut 2,3 Millionen Menschen sind anerkannt pflegebedürftig, weitere rund drei Millionen Ältere brauchen Hilfe im Haushalt. Beides übernehmen größtenteils Angehörige, viele von ihnen erwerbstätig. Verschiedene Beiträge in dem Heft zeigen auf, wie betriebliche Interessenvertreter dazu beitragen können, die Spielräume von Beschäftigten zur Vereinbarkeit von Pflege und Beruf zu erweitern. (jW)

Gute Arbeit. Gesundheitsschutz und Arbeitsgestaltung, 9/2012, 40 Seiten, Jahresabo: 166,80 Euro

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