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Aus: Ausgabe vom 27.04.2011, Seite 13 / Feuilleton

Digitale Kommunikation

Von Wiglaf Droste
Sie: Seh’n wir uns um vier bei mir?

Er: Nein, wir müssen kurz verschieben, es geht erst um sieben. Ich habe noch einen Termin.

Sie: Wie? Du spielst Theremin? Seit wann spielst du Theremin?

Er: Nein, kein Theremin. Ich habe nur einen Termin.

Sie: Du hast mir nie erzählt, daß du Theremin …

Er (zermürbt): Termin! Einen Termi-hin!


Sie: Termiten? Was erzählst du denn da? Um diese Jahreszeit Termiten? Unglaublich…

Er: … nein, bitte nicht! Ich habe nur einen Termin. Aber wenn du willst, knicke ich ihn gerne.

Sie: Wie? Du willst in die Therme? Mit wem willst du in die Therme?

Er (verzweifelt): Digital geht es einfach nicht. Können wir bitte analog sprechen? Analog, ja?

Sie: Mit WEM gehst du? Wer ist diese Anna? Und wieso hast du gelogen? Was ist los?

Er (resigniert): In Digitalien ist alles vergebens…

Sie (lachend): Sag’ ich doch. Und der Termin ist die Tretmine des Lebens. (Nach einer kurzen Pause): Mach dir nichts draus, Süßer. Denn so steht es nun mal in den Sternen: Von Frauen lernen, heißt siegen lernen.

Er: Alles klar, Schatz! (legt auf)

Sie (nachdenklich): Hat er etwa gerade Schatz zu mir gesagt…?

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