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Aus: Ausgabe vom 08.03.2010, Seite 4 / Inland

Pfusch am Bau: Politik mitschuldig

Köln/Landau. Das Baugewerbe macht die Politik mitverantwortlich für Pfusch bei der Ausführung öffentlicher Aufträge wie dem U-Bahn-Bau in Köln und Düsseldorf. Der Präsident des Zentralverbandes des Deutschen Baugewerbes (ZDB), Hans-Hartwig Loewenstein, sagte der Zeitung Rheinpfalz am Sonntag: »Der Staat hat als öffentlicher Bauherr maßgeblichen Anteil am sinkenden Qualifikationsniveau auf den Baustellen.« So sei die Zahl der Fachwerker wie auch der Facharbeiter in den vergangenen Jahren um jeweils 37 Prozent zurückgegangen. Einen der entscheidenden Gründe dafür sieht Loewenstein im harten Preiswettbewerb. Die Personalkosten hätten in einem Maße sinken müssen, wie es nur mit Subunternehmen und Dumpinglöhnen möglich gewesen sei.

Auch die Änderung an der Handwerksordnung habe dazu geführt, daß zu großen Teilen aus Osteuropa stammende, weitgehend unqualifizierte Bauarbeiter als Scheinselbständige auf den Baustellen tätig seien. Loewenstein erklärte, die Verbände hätten früh auf die Konsequenzen aufmerksam gemacht, doch die damalige Bundesregierung von SPD und Grünen habe die Warnungen in den Wind geschlagen.


Im Fall der Düsseldorfer U-Bahn hat unterdessen ein mittlerweile suspendierter Mitarbeiter der Firma Bilfinger Berger einem Bericht zufolge Manipulationen bei Prüfungsprotokollen zugegeben. (apn/jW)