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Aus: Ausgabe vom 11.06.2009, Seite 3 / Schwerpunkt

Hintergrund: Vier Kandidaten

  • Mahmud Ahmadinedschad, 1956 geboren, seit 3. August 2005 sechster Präsident der Islamischen Republik Iran, begann seine politische Karriere als Bürgermeister der Städte Maku und Khoy, ehe er Governeur der Provinz Ardabil, später Bürgermeister der Hauptstadt Teheran wurde. Als Präsidentschaftskandidat forderte der Schiit und studierte Bauin­genieur die Rückkehr zu Werten der Islamischen Revolution von 1979 und versprach, sich für die Ärmsten des Landes einsetzen. Dem steht ein beständiger Anstieg der Lebensmittel- und Konsumgüterpreise, der Inflationsrate über die 20-Prozent-Marke sowie der Arbeitslosigkeit, insbesondere unter Jugendlichen, gegenüber. Ahmadinedschad geriet massiv in die Kritik westlicher Staaten wegen seiner Äußerungen zum Holocaust, zum Staat Israel und seiner Position zum iranischen Atomprogramm. Allerdings basiert die Kritik zum Teil auf verfälscht wiedergegebenen Zitaten.

  • Mehdi Karrubi, geboren 1937, war von 1989 bis 1996 sowie von 2000 bis 2004 Parlamentspräsident des Iran. Der gemäßigte schiitische Kleriker erhielt bei den iranischen Präsidentschaftswahlen 2005 lediglich 17,24 Prozent der Stimmen. Danach gründete er die Partei Etemad-e Melli (Nationales Vertrauen). Karrubi kritisierte den Führungsstil von Präsident Ahmadinedschad am 9. März 2008: »Brandreden und Standpunkte haben viele Probleme für den Iran verursacht. Wir können auch ohne provokante Reden auf unseren Rechten bestehen.«

  • Mirhossein Mussawi, 67 Jahre alt, war zwischen 1981 und 1989 Premierminister und führte das Land erfolgreich durch die schwere Zeit des Irak-Iran-Krieges. Er gilt als ein frommer Pragmatiker. In den vergangenen 20 Jahren hatte sich der gelernte Architekt ausschließlich der Kultur, vor allem der Malerei, gewidmet. Ihm wird das Profil eines bewährten Wirtschaftsmanagers nachgesagt.

  • Mohsen Resai, ein gemäßigter Konservativer, geboren 1954, war von 1981 bis 1997 Führer der iranischen Revolutionsgarden. Seit 1997 ist er Mitglied im Schlichtungsrat. Der General und Politiker, der Angehöriger der Volksgruppe der Bachtiaren ist, hatte sich bereits 2005 für die Präsidentenwahl beworben, zog jedoch seine Kandidatur kurz davor wieder zurück. In einem Interview mit der Süddeutschen Zeitung im Mai 2009 charakterisierte Resai die Politik von Präsident Ahmadinedschad als »Weg direkt in den Abgrund. So wie Ahmadinedschad redet, wurde aus unserer revolutionären Außenpolitik eine abenteuerliche Veranstaltung für Hasardeure«. Rezai hält den »Kurswechsel der US-Außenpolitik (unter Obama) für glaubwürdig«. (jck)

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