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Aus: Ausgabe vom 27.01.2009, Seite 15 / Betrieb & Gewerkschaft

Lesetips

Steuerkonzept

Der Bereich Wirtschaftspolitik bei ver.di legt des öfteren sehr brauchbare und informative Broschüren vor. So auch in einem aktuellen Heft, das sich mit den Steuervorschlägen der Dienstleistungsgewerkschaft befaßt. Die Autoren dokumentieren darin zum Beispiel anschaulich die gegenläufige Entwicklung von Löhnen und Gewinnen: Während die Bruttoarbeitseinkommen seit 2007 von 953 auf 920 Milliarden Euro gesunken sind, stiegen die Privatgewinne zeitgleich von 513 auf 670 Milliarden Euro. Um das weitere Auseinanderklaffen der Schere zwischen reich und arm zu verhindern, schlagen die Gewerkschaftsökonomen vor, die Einkommen aus Unternehmertätigkeit und Spekulation stärker zu besteuern und Normalverdiener zu entlasten. Das wäre dann allerdings die erste Steuerreform seit 20 Jahren, die diesen Namen auch verdient.

(dab)

Wirtschaftspolitik ver.di: Konzept Steuergerechtigkeit – Gerechte Steuern für mehr Zukunftsvorsorge. Berlin, Januar 2009. Informationen und Bestellung: www.wipo.verdi.de

Dezentralisierung

Die unter dem Schlagwort »Verbetrieblichung« geführte Debatte über eine Dezentralisierung der Lohnfindung wird in der IG Metall nun seit mehreren Jahren kontrovers geführt. Claus Schnabel von der Uni Erlangen-Nürnberg hat nun im Auftrag der Hans-Böckler-Stiftung den Stand der wissenschaftlichen Forschung zum Thema zusammengetragen. Sein Fazit: »Ein in jeder Hinsicht optimales Lohnfindungssystem und eine besonders vorteilhafte Tarifverhandlungsebene lassen sich beim heutigen Stand der Forschung nicht eindeutig identifizieren.«


Zumindest wenn man vom Interessengegensatz zwischen Kapital und Arbeit ausgeht, ist die Ausgangsfrage nach dem »optimalen System« problematisch. Gleiches gilt für die Behauptung des Wissenschaftlers, »daß das zweistufige deutsche Lohnfindungssystem mit seiner Dominanz des Branchentarifvertrags nicht völlig überholt ist – aber es ist überholungsbedürftig«. Ganz im Sinne der »Modernisierer« in den Gewerkschaftsapparaten empfiehlt Schnabel, das Tarifsystem durch »systemimmanente Reformen wie z.B. tarifliche Öffnungsklauseln« an die »neuen Herausforderungen« anzupassen. Sein kompromittierendes Ziel: »…die transaktionskostensenkende und friedensstiftende Funktion … überbetrieblicher Tarifvereinbarungen zu bewahren, zugleich aber die Flexibilität und Differenzierungsmöglichkeiten sowie die Betriebsnähe der Lohnpolitik zu erhöhen«.

(dab)

Claus Schnabel: Verbetrieblichung der Lohnfindung und der Festlegung von Arbeitsbedingungen. Hans-Böckler-Stiftung, Düsseldorf 2008. 10 Euro. ISBN: 978-3-86593-103-0

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