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Aus: Ausgabe vom 29.08.2008, Seite 15 / Feminismus

Madonna protestiert gegen EU-Papier

Die Vereine Madonna aus Bochum und Doña Carmen aus Frankfurt am Main, die Sexdienstleisterinnen und -dienstleister organisieren, sowie Prostituiertenberatungsstellen protestieren mit einem offenen Brief gegen ein Dokument, das in der kommenden Woche im EU-Parlament beschlossen werden soll. Das Papier der schwedischen Abgeordneten Maria Carlshamre (2007/2263/INI) sehe Sexarbeiterinnen und -arbeiter primär als Opfer und schreibe damit eine Stigmatisierung politisch fest, so die Vereine. Der offene Brief sei inzwischen von mehr als 600 Unterstützern unterzeichnet worden. Kritisiert wird die falsche Ursachenanlyse in dem EU-Papier: »Nicht weil Sexarbeit per se Gewalt gegen SexdienstleisterInnen sei, entstehen Mißbrauch, Gesundheits- und Würdeverletzungen; sondern weil Sexarbeit und Paysex tabuisiert, stigmatisiert und vielfach kriminalisiert sind, entstehen rechtsfreie Grauzonen, Übergriffe, Heimlichkeiten, Betrugsmentalität sowie ungeschützte Arbeits- und Dienstleistungsverhältnisse. Die Probleme sind also durch eine moralische Vorverurteilung von Sexdienstleistungen selbst mitverursacht.« »Sexarbeit«, heißt es in dem offenen Brief, der im Internet unterzeichnet werden kann, »ist das Gegenteil von Gewalt. Es ist kultivierte körperliche Liebe. Es ist bezahlter, inszenierter Sex.«

Die Unterzeichner fordern unter anderem die »Entkriminalisierung und Legalisierung von Sexarbeit«, »Hilfe, Aufklärung, Beratung und Ausbildung für Sexarbeiter« sowie die Förderung ihrer Vernetzung und Selbstvertretung«.(jW)

sexworker.at

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