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Aus: Ausgabe vom 14.02.2008, Seite 13 / Feuilleton

Tote am Berg

Die Exerzitien der »United Red Army«
In Japan streikten 1968 einhundertelf Universitäten. Eine Zeit, in der man tatsächlich einmal von Massenmilitanz sprechen konnte. 721, 860, 650 – am linken Bildrand erfährt man die Anzahl der Verhafteten bei den jeweiligen Demonstrationen. Die größte fand 1970 statt: 770000 Menschen protestierten gegen die neuen Sicherheitsgesetze (1505 Verhaftungen). 1970 erschoß die Polizei auch den ersten Linken nach dem Krieg: Er wollte einen Waffenladen überfallen, um der Guerilla zu helfen. Tragischerweise bringt die sich gegenseitig um.

Nachdem zwei bewaffnete Gruppen sich zur »United Red Army« vereinigt haben, machen sich deren Mitglieder 1971 in einer Berghütte fertig. »Kritik und Selbstkritik« von Leuten, die »den Stalinismus« ablehnen. Ihre Exerzitien gehen anders: Sport, Prügel, Hungertod gegen vermeintliche Abweichler. Einmal entgleisen der Chefin die Gesichtsszüge, als sie jemandem sagt: »Ich liebe dich«. Außerhalb der Berghütte werden alle verhaftet. Kann man nichts machen. (cm)


* »United Red Army«, Regie: Wakamatsu Koji, Japan 2007, 190 Minuten, Sektion: Forum, 14.2.,15.2., 17.2.

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