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Leserbrief zum Artikel Geschichte Jugoslawiens: Das Guernica des Balkans vom 06.04.2021:

Selektive Erinnerung

Die Schilderung des Jugoslawien- und Griechenland-Kriegs der Nazis bleibt ohne die Einbeziehung Italiens unvollständig. Die deutsche (und bulgarische) Invasion Griechenlands hatte folgenden Grund: Mit der italienischen Invasion Griechenlands versuchte Benito Mussolini, die bis dahin von Deutschland erzielten Erfolge auszugleichen; es sollte ein Blitzkriegs werden und wurde ein Desaster, ja fast eine Niederlage. Diese Situation an der italienisch-griechischen Front und die damit verbundene Anwesenheit britischer Streitkräfte auf hellenischem Boden veranlassten Hitler am 27. März 1941, das Oberkommando der Wehrmacht zu beauftragen, die Invasion vorzubereiten. An der Besetzung Jugoslawiens nahmen auch Italien (und Ungarn) teil. Von Venezia-Giulia, Istrien, Dalmatien und Albanien (einverleibt 1939) aus besetzte das faschistische Heer den Südteil Sloweniens, Dalmatiens und Montenegro. Die italienischen Faschisten und ihre Truppen wandten wie die Nazis »Vergeltungsmaßnahmen« gegen die Zivilbevölkerung an. General Mario Robotti hatte Mussolinis grausame Befehle sogar verschärft und bemerkte, dass »hier zuwenig getötet wird«. In Slowenien und vor allem in Montenegro wurde die Politik der verbrannten Erde, der ethnischen Säuberungen, Massendeportationen und Geiselerschießungen angewandt. In den italienischen Konzentrationslagern starben Tausende an Hunger und Entkräftung. Im Widerstandsmuseum Maribor sind nicht nur die Wehrmachtsverbrechen (mit dem evangelischen Bischof als Obernazi) dokumentiert, sondern auch die Italiens in Slowenien. Am Abend des diesjährigen Ostersonntags sorgte eine Sendung des italienischen Fernsehens (RAI Storia) für einiges Aufsehen, in der die oben genannten Verbrechen – dem Großteil der italienischen Bevölkerung unbekannt – gezeigt wurden. Im kollektiven Gedächtnis Italiens blieben dagegen die Massenerschießungen italienischer Soldaten durch die Wehrmacht in Griechenland nach dem Waffenstillstand.
Leonhard Schäfer, Florenz
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