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Leserbrief zum Artikel Geschichte: Wie der Tango nach Buenos Aires kam vom 01.04.2021:

Lernt Weltkultur

Ich habe in Argentinien gelebt – wie auch in anderen Nationen Lateinamerikas. Was allgemein bekannt ist: Der Tango entstand nach 1870 in Buenos Aires: Seeleute hatten die damals populäre Habanera (aus Kuba) in die Hafenkneipen eingeführt. Die Musiker waren Afro-Rioplatense, welche den Candombe (Urprung in Angola) liebten. Die Afrikaner sind im Volk Argentiniens verschwunden. In Uruguay sind noch fünf Prozent »Afro-Orientales«; alle Uruguayos sind »Orientales«, Republik östlich des (Flusses) Uruguay (»Fluss der gefärbten Vögel«) ist der Amtsname des Landes, Autokennzeichen ROU. In den Kneipen tanzten die Seeleute, und die Damen wollten nicht Zeit verlieren für die Operation im zweiten Stock. Daher kamen die Tanzschritte … Die Kerle wollten sich auch als »Machos« darstellen und schleiften die Frauen etwas herum (daraus entstand später in Paris eine Genre). Aber der Tango als heutiges Genre entwickelte sich erst über die Jahrzehnte. Es gab sogar Militärtangos: »El Sargento Cabral« (Gefreiter Cabral) war über den Retter San Martíns in einer Schlacht gegen die Spanier am Anfang des 19. Jahrhunderts. Noch 1905 spielte die Garde Républicain Française in Paris diesen Tango – könnt Ihr heute noch für 90 Cent über Amazon Music hören – recorded 1905! Inzwischen waren ein paar argentinische Folkmusikformen in das Habanera-Candombe-Gemisch eingefügt worden. Es waren französische Abenteuer, welche nach 1900 den Tango aus Argentinien nach Paris mitbrachten. Erst nach 1910 entstand endlich der Tango, wie er weltweit bekannt wurde. In Europa wurde daraus ein süßes, wimmerndes Herumschlampen. Aber der Tango ist »macho«, und die Formel ist: getanzt von einem harten Mann mit einer ihn herausforderten Frau (einer »Macha«, keiner Puppe!). Nur die Japaner spielen Tango richtig wie die Argentinier: dunkel, hart, tragisch. Der Tango entwickelte sich auch gleichzeitig gegenüber in Uruguay. Der berühmteste aller Tangos ist »La Cumparsita«, komponiert 1917 in Montevideo von Gerardo Matos Rodriguez: Wenn Du das nicht weißt, wirst Du gleich überhaupt nicht in ROU reingelassen! Unbedingt auf Youtube ansehen: »El ultimo Cafe« von Julio Sosa – und »Tango uno«. Lernt Weltkultur!
Itaia Muxaic de Ricart, San Juan, Puerto Rico
Veröffentlicht in der jungen Welt am 01.04.2021.
Weitere Leserbriefe zu diesem Artikel:
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