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Leserbrief zum Artikel Rechtschreibung: Stern und Unterstrich vom 29.03.2021:

Schwere Sprache

Rechtschreibreformen haben vor Jahren bereits Verwirrendes oder Freiheitliches gebracht; manches kann jeder schreiben, wie er will, und Schulen deutscher Fürstentümer dürften nach eigenem Ermessen Schreibweisen festlegen. Im Alter von mehr als sieben Jahrzehnten sagen mir Vernunft und Verstand, ich schreibe weitestgehend wie einst gelernt, entscheide Änderungen freiheitlich nach Sinnhaftigkeit. Seit Schreibreformer, Sprachforscher und Regelwerker höchste gesellschaftliche Bedeutung erlangt haben, uns gar die Welt erklären bzw. wir unsere eigene erlernte Sprache nicht mehr erkennen, sie neu erlernen, der Fremdsprachen mächtig sein müssen, um uns im Leben zurechtzufinden, kommen mir immer größere Zweifel an Verstand und Vernunft. Vielleicht sollte bei Kant wieder mal nachgelesen werden. Noch niemand hat mir erklärt, konnte mir verständlich machen, warum wir unsere deutsche Sprache mehr und mehr durch fremde Sprache, Begriffe und Worte ersetzen müssen. Warum soll das so aufgesetzt Wichtigtuerische modern sein? Warum das selbst die deutschesten aller Deutschen, die Vaterlands-, Heimatdeutschen und Völkischen mitmachen, das irritiert mich bisweilen. Mag sein: »Deutsche Sprache, schwere Sprache«, heißt es. Vielleicht ein Grund für manche. Jetzt auch noch Stern und Unterstrich, und was wird noch erfunden werden, um aller Menschenrechten vollkommen gerecht zu werden.
Liebe Leute, beginnt doch mal mit Denken, bevor Ihr plappert und Menschenrechte sprachlich, geschrieben und ausgesprochen perfektioniert. Menschenrechte, aufgeschrieben, deklariert, beklagt, beweint, gefordert, erkämpft, blutig niedergeschlagen, sind älter als Euer Buchstabenkampf. Nicht nach dem Buchstaben, nach dem Geist, gesundem Geist, menschlich nach der Menschen Recht handeln, denken und tun, darauf kommt es an. Wenn ein Wort dabei nicht ganz korrekt ist, das ist verzeihlich, denn wir wissen, was wie gemeint ist. Korrekt bei jedem Begriff müssen wir sein, wenn wir auf dem Schlachtfeld der Politik stehen.
Friedrich II. wird der Spruch nachgesagt: Jeder solle nach seiner Fasson selig werden. Fast philosophisch, in Menschliches übersetzt, nichts Menschliches ist uns fremd oder sollte uns fremd sein, meinten auch unser Friedrich und Karl. Mit oder ohne Stern, Strich, sprachliche Verrenkungen sind keinem verboten, aber es ist geboten, Menschen zu achten, als Mensch zu leben und erst einmal das Menschsein zu begreifen. Geschlechter, Hautfarben sind nicht wesentlich für das Menschsein. Änderungen in Sprache, Schrift, Dialekt usw., in der Rolle der Frau, des Mannes usw., das sind historische Entwicklungen (Engels lesen) und nicht irgendwelche Einfälle profilierungssüchtiger Modernisierer. Wenn ich in die »Mohrenapotheke« gehe, bin ich kein Rassist, wie Marx keiner war, als er den Begriff »N…« verwandte.
Roland Winkler, Aue
Veröffentlicht in der jungen Welt am 01.04.2021.
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