Leserbrief zum Artikel Geschichte der Arbeiterbewegung: Aufstand im März
vom 27.03.2021:
Wo sind Quellen?
Leider arbeitet der Artikel nicht mit Hinweisen zum Quellenmaterial. Es wäre schön gewesen zu erfahren, woher diese Aussage stammt: »Denn die Politik der Bolschewiki ist in Russland in eine schwere Krise geraten. Um dem entgegenzusteuern, ist man in der Moskauer Zentrale zur Auffassung gelangt, dass eine kommunistische Erhebung in Deutschland die Fortführung der Weltrevolution beleben soll. Passend wird dazu eine ›Offensivstrategie‹ entworfen, nach der eine kommunistische Partei verpflichtet ist anzugreifen, selbst wenn die Niederlage absehbar ist.« Welcher Quelle entnimmt Bernd Langer diese wichtige Aussage? Denn sie steht im Gegensatz zu den Leninschen Prinzipien, die dieser in seinem Werk »Der linke Radikalismus …« ja gerade begründet hat. Wichtig ist die Klärung auch deshalb, weil ja gerade damit die antikommunistischen Geschichtsschreibung unterstützt wird, die VKPD habe einen »kommunistischen Aufstand« geplant, den es aber tatsächlich wohl nicht gab. Vielmehr war ja die Provokation durch Einmarsch von Polizeitruppen seit längerem geplant gewesen (Direktionen der Leunawerke, des Mansfelder Kupferschieferbergbaus, der mitteldeutschen Braunkohlenkonzerne und der rechten sozialdemokratischen Führung: Quelle: Geschichte der deutschen Arbeiterbewegung, Kapitel VII, S129ff, Dietz-Verlag 1967). Ebenso wäre es sinnvoll gewesen, mindestens zum Schluss die Verarbeitung des Geschehens und die Entsorgung der »Offensivtheorie« durch die VKPD zu erwähnen und ebenso die rechtsopportunistische Abweichung Levis dazustellen, inklusive der wichtigen Rolle Clara Zetkins bei der Bekämpfung der »Offensivstrategie«.
Veröffentlicht in der jungen Welt am 31.03.2021.