Gegründet 1947 Freitag, 26. April 2024, Nr. 98
Die junge Welt wird von 2751 GenossInnen herausgegeben

Leserbriefe

Liebe Leserin, lieber Leser!

Bitte beachten Sie, dass Leserbriefe keine redaktionelle Meinungsäußerung darstellen. Die Redaktion behält sich vor, Leserbriefe zur Veröffentlichung auszuwählen und zu kürzen. Leserbriefe sollten eine Länge von 2000 Zeichen (etwa 390 Wörter) nicht überschreiten. Kürzere Briefe haben größere Chancen, veröffentlicht zu werden. Bitte achten Sie auch darauf, dass sich Leserbriefe mit konkreten Inhalten der Zeitung auseinandersetzen sollten. Ein Hinweis auf den Anlass Ihres Briefes sollte am Anfang vermerkt sein (Schlagzeile und Erscheinungsdatum des betreffenden Artikels bzw. Interviews). Online finden Sie unter jedem Artikel einen Link »Leserbrief schreiben«.

Leserbrief zum Artikel Sanktionen gegen China: Weltgericht EU vom 23.03.2021:

UNO lobt China

In der westlichen Menschenrechtsindustrie herrscht Hochbetrieb. Die Lager in Xinjiang haben den »Stasi«-Folterkammern den Rang abgelaufen. Allerdings wird nun die ganz große Keule hervorgeholt. Das Urteil lautet nicht mehr und nicht weniger, dass an den Uiguren ein Genozid verübt wurde bzw. wird. Die Kenntnisse der Millionen Menschen des Westens über China sind geringer als die über das Leben der Frösche am Südpol: Null. Eine Vorlage für Verschwörungsagenten dies- und jenseits des Atlantiks. Die Berichte über die Zustände in den skandalisierten Lagern lassen sich allzuleicht vermarkten. Aber genau hier sind die sich so gern als investigativ bezeichnenden Journalisten gefordert. Eine minimale Forderung wäre doch, erst einmal zu fragen, warum es die sogenannten Umerziehungslager überhaupt gibt. Täte man dies, würde man unweigerlich bei den in den vergangenen Jahren verübten zahlreichen blutigen Anschlägen uigurischer islamistischer Terroristen landen. Das aber lässt sich mit der westlichen Menschenrechtsdiktatur nicht vereinbaren. Hier hat sich seit F. D. Roosevelts US-Präsidentschaft nichts geändert. Über den nicaraguanischen Henker und Diktator Somoza urteilte er: »Er ist ein Hurensohn, aber ist unser Hurensohn.«
Was soll man davon halten, wenn ein Land (USA) China wegen dessen Umerziehungslagern mit Sanktionen belegt, sich andererseits ein Lager wie Guantanamo genehmigt, in dem – by the way – sogar einigen uigurischen IS-Terroristen ein »Zuhause« zugewiesen wurde?
Als 2018 der damalige US-Präsident aus dem INF-Vertrag ausstieg, haben dies seine Vasallen um Heiko Maas verteidigt. Russland habe mit seinem neuen Trägersystem den Vertrag verletzt. Als die russische Regierung den westlichen Partnern anbot, sich vor Ort davon zu überzeugen, dass von einer Verletzung des Vertrags keine Rede sein könne, haben die Geladenen kein Interesse bekundet. Ähnlich verhält es sich mit den Umerziehungslagern in Xinjiang. Eine von der chinesischen Regierung angebotene Besichtigung der »Lager« wurde von deutschen und US-Politikern abgelehnt. Die Sorge um die Lebensfähigkeit ihres Verschwörungsdogmas stand mit allen jetzt verkündeten Sanktionen im Vordergrund.
Bleibt die Frage, warum sich die UNO in Schweigen hüllt. Sie hat noch im letzten Jahr die Minderheitenpolitik und die Religionsfreiheitpolitik Chinas gelobt, auch in bezug auf die Uiguren. UN-Vertreter haben mehrfach sich auch in Xinjiang davon überzeugen können, dass es bei den »Lagern« tatsächlich um Ausbildungszentren handelt.
Hans Schoenefeldt
Veröffentlicht in der jungen Welt am 25.03.2021.
Weitere Leserbriefe zu diesem Artikel:
  • Beschämend

    Als EU-Bürger kann ich mich nur noch schämen, wenn die EU sich mit erhobenem Zeigefinger und Sanktionen zur Frage der Menschenrechte in anderen Ländern zu Wort meldet. Also jene EU, die gnadenlos Taus...
    Joachim Seider