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Leserbriefe

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Leserbrief zum Artikel Lettland sperrt russischen TV-Sender vom 09.02.2021:

Apartheid in der EU

junge Welt meldet unkommentiert die Auffassung der lettischen Behörde, dieser Sender habe »zu Unruhe und Hass angestiftet«. So, wie das hier geschrieben steht, ist das für den Leser ohne weitere Zusatzinformationen eigentlich bereits eine Tatsache. Zu einer ausgewogenen Berichterstattung würde es gehören, nun auch kurz die Stellungnahme des Senders zu erwähnen bzw. die Leser darüber zu informieren, worin denn diese Anstiftung bestanden haben mag. Mit Sicherheit hat dieser Sender folgende Tatsachen erwähnt: Nach dem Zerfall der Sowjetunion wurden in Lettland 27 Prozent aller Bürger ausgebürgert und zu »Nichtbürgern« erklärt. Kein Wahlrecht, Aberkennung aller in der Sowjetunion erworbenen Rentenansprüche, Ausschluss aus zahlreichen Berufen, niemand von ihnen darf Beamter, Polizist oder Notar werden, eingeschränkte Reisefreiheit. Bürger durften nur Personen und ihre Nachkommen sein, die vor 1940 in Lettland lebten. Wenn also jemand 1941 dort geboren wurde und von 1961 bis 1991 in Lettland arbeitete, wurden ihm 30 Jahre Rentenansprüche gestrichen. Nun wir also auch noch eine der wenigen ihm noch gewogenen Informationsquellen gesperrt. Es ist ein Skandal, der ganz besonders übel wirkt in einem Umfeld, wo die EU unaufhörlich Russland demokratischer Defizite und Menschenrechtsverletzungen bezichtigt. Hass und Unruhen im Apartheidregime in Südafrika säten nicht die ausgebürgerten und benachteiligten Bürger oder Informationsquellen, die darauf Bezug nahmen, sondern die dafür Verantwortlichen in der Regierung und Kräfte im Ausland, die solche Regierungen unterstützten und wirtschaftlich mit ihnen zusammenarbeiteten. Dazu gehörte die damalige Bundesrepublik. Jetzt gehört sie wieder dazu. Von ihr erhalten alle ehemaligen lettischen SS-Mitglieder selbstverständlich auch ihre Rente für geleistete Arbeit, während man ehemaligen sowjetischen Zwangsarbeitern in deutschen KZ selbst eine symbolische Unterstützung verweigert.
Fred Buttkewitz, Ulan-Ude, Russland