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Leserbrief zum Artikel Deutsche Misere: Mit Blut und Eisen vom 18.01.2021:

Hegelianische Volten

Der australisch-britische Historiker Christopher Clark will bezüglich der Reichsgründung »keine Modernisierungsutopie im nachhinein dichten«. Der deutsche Historiker Werner Conze sekundiert ihm, indem er die Gründung des deutschen Nationalstaates, einen grundsätzlich fortschrittlichen und historisch überfälligen Vorgang, unter »unintendierten Nebeneffekten« abtut. Es zieht sich dieser Tage wie ein roter Faden durch das deutsche Feuilleton. Eigentlich will man die eigene Geschichte ungeschehen machen. Aber das befand Marx schon für Blödsinn. Wenn das die Briten wollen, kann man das ja verstehen, verlor man doch durch den folgenden wirtschaftlichen Aufstieg Deutschlands die Vormachtstellung in der Welt. Wenn diese Intention jedoch unter anderem ein deutscher Historiker nachbetet, zeigt das nur die diesbezügliche deutsche Misere, die Winston Churchill so beschrieb: Entweder hat man die Deutschen vor den Füßen liegend oder an der Gurgel. Die deutsche Rechte kann jedenfalls dieser Umgang mit der eigenen Geschichte erfreuen, legt man doch mit diesem nationalen Nihilismus ungewollt einen Nährboden für das Gurgelspringen. Wobei wir dann wieder bei den hegelianischen Volten wären. PS: Es entbehrt nicht einer gewissen Ironie, dass gerade Preußen die treibende Kraft für Deutschlands Einheit wurde, war es doch lange Zeit der britische Festlandsdegen (Alexander Abusch), um unter anderem gerade diese Einheit zu verhindern. Da passt dann wiederum der »Preußenexperte« Clark ins Bild.
Stephan Jegielka
Veröffentlicht in der jungen Welt am 21.01.2021.
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