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Leserbrief zum Artikel Fall Nawalny: Geschichte weitergesponnen vom 16.12.2020:

Opfer der Politik, nicht Putins

Wir wurden in den letzten Wochen auffallend wenig zu der Schmierenkomödie informiert. Wo Informationen fehlen, entstehen Gerüchte. Nun wissen wir unterdessen, dass der »nachgewiesene« Kampfstoff nicht in der OPCW-Liste 1A14 und 1A15 als Nervengift registriert und offensichtlich auch nicht in der US-NIST-Spektrum-Bibliothek verzeichnet ist. Es wird ein Nowitschok-ähnliches Nervengas behauptet, das sind andere Cholinesterasehemmer wie einige Schädlingsbekämpfungsmittel auch. Wenn man von der »Ähnlichkeit« auf die Toxizität schließt, muss man über eine genügend große Substanzprobe verfügen, um ihre Eigenschaften zu analysieren. Hat die NATO etwa dieses neue Gift synthetisiert? Jegliche Kooperation mit den Russen unterblieb, sämtliche Proben und auch Beweismaterialien wurden ihnen vorenthalten. Gegenwärtig befindet sich der »angetötete« Putin-Gegner in Iberg bei Bad Krozingen unter Polizeischutz in ärztlicher Betreuung. Die meisten Einwohner hätten lieber gesehen, wenn der Unruhestifter weiter in die Schweiz gezogen wäre.
Neu ist nun die sensationelle Spiegel-Recherche im kostenpflichtigen Portal, wo der staunenden Öffentlichkeit die angeblichen Täter präsentiert werden. Die bewegten Bilder waren nicht aktuell, sondern entstammen der Bellicat-Face zur Skripal-Verschwörung vom März 2018. Der Jurist Gregor Gysi meinte treffend: Herausgekommen ist, dass der Geheimdienst Nawalny überwacht hat, der Rest sind Spekulation, Vermutungen und Unterstellungen. Als sachkunder Diagnostiker und mit einigen Kenntnissen in Militärtoxikologie muss ich davon ausgehen, dass die Diagnose der Omsker Ärzte, akute Pankreatitis auf der Basis einer chronischen Bauchspeicheldrüsenschädigung, zutreffend ist. In Omsk wurde noch Alkolhol in einigen Körperflüssigkeiten gefunden.
Ein gut informierter britischer Diplomat formulierte das so: Nawalny ist Opfer der internationalen Politik und nicht Putins geworden.
Dr. Gerd Machalett, Siedenbollentin
Veröffentlicht in der jungen Welt am 22.12.2020.
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