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Leserbriefe

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Leserbrief zum Artikel Hintergrund: Vom Saulus zum Paulus vom 10.10.2020:

Antijudaistische Redewendung

Wäre schön, wenn Ihr in Zukunft die Redewendung »vom Saulus zum Paulus« vermeiden könntet. Sie kommt aus schlechter christlicher Tradition und beruht auf einem antijudaistisches Stereotyp bzw. hat dieses verdichtet. Aus dem jüdischen Christenverfolger Saulus sei der wichtige Ausbreiter der christlichen Botschaft Paulus geworden. Das ist doppelt falsch. 1.) Saulus/Paulus hatte einen Doppelnamen und behielt ihn auch (Apg 13,9), und 2.) Auch nach seinem Damaskus-Erlebnis blieb er Jude. Diese Redewendung »von Saulus zum Paulus« wurde von christlicher Seite in nachbiblischer Zeit geprägt, um einen scharfen Gegensatz »Judentum gleich Vergangenheit gleich hinfällig« versus »Christentum gleich Zukunft gleich verheißungsvoll« auf eine knappe Formel zu bringen. Diesen Hintergrund braucht man als Nichttheologin oder -theologe oder Nichtchristin oder -christ natürlich nicht unbedingt zu kennen, wäre aber schön, wenn die Überschriftenmacher hier kultursensibel dafür wären, welche Redewendungen in der deutschen Sprache die alten christlichen antijudaistischen Stereotype bedienen und weitertragen. Das betrifft z. B. auch die Entgegensetzungen »alttestamentarischer Gott« versus »neutestamentlicher Gott Jesu« oder »Gott der Rache« (AT) versus »Gott der Liebe« (NT).
Andreas Riekeberg, Wolfenbüttel
Veröffentlicht in der jungen Welt am 13.10.2020.
Weitere Leserbriefe zu diesem Artikel:
  • Kein typischer Neoliberaler

    Es stimmt, dass Giuseppe Conte der Regierung aus Fünf-Sterne-Bewegung (M5S) und faschistischer Lega vorstand, allerdings nicht zwei Jahre lang, sondern ein Jahr (von Juni 2018 bis August 2019), was ja...
    Doris Prato, per E-Mail