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Leserbrief zum Artikel Nawalnys rechte Vergangenheit: Sauberes Früchtchen vom 26.08.2020:

Leichenberge

Auf die Gefahr, dass man mich in die Reihe der »Verschwörungstheoretiker« einordnet, beziehe ich mich auf einen Satz aus dem »Kommunistischen Manifest«. Dort heißt es ganz zu Beginn: »Die Geschichte aller bisherigen Gesellschaft ist die Geschichte von Klassenkämpfen.« Etwas hochmütig sage ich: Wer diesen Satz nicht verstanden hat, hat eigentlich nichts verstanden. Zur Sache: In der Causa Nawalny wird doch versucht, das große Rad, nein das Riesenrad in Schwung zu bringen, mit dem die imperialistischen Staaten unter Führung der USA wiederholt versuchen, alle »unbotmäßigen« Staaten her-, ein- und gegebenenfalls hinzurichten. Zur Unterstützung bzw. zur Rechtfertigung seines sich auf die Snapback-Klausel berufenden Vorgehens gegen den Iran zur Reanimierung aller Sanktionen vor 2015, seines von eigenen wirtschaftlichen Interessen geleiteten Widerstands gegen das Nordstream-2-Projekt, für sein militärisches Wüten im Nahen Osten, nicht zuletzt für sein Niederreißen aller Rüstungskontrollabkommen braucht Trump die anderen in der NATO beheimateten Glaubensgemeinschaften, egal ob in Regierungsverantwortung oder in der Opposition sitzend. Erste PR-Erfolge zeichnen sich ab. Politiker aus der Mega-Groko (CDU/CSU, SPD, Grüne, AfD) melden sich mehr oder weniger ungefragt zu Wort, um im Gewand des Lehr- und Zuchtmeisters Russland für etwas zu beschuldigen, was bis dato (26. August) noch völlig unbewiesen ist. Welch klägliches Bild geben diese Personen ab, möchte man sagen. Die Situation ist aber viel ernster. Es geht einzig und allein darum, eine gegen Russland und China aufgebaute politische, militärische und kulturelle Hegemonie herzustellen. Und dafür braucht man alle politischen Akteure, möglichst, sogar vorzugsweise, auch die aus dem »linken Lager« wie z. B. den außenpolitischen Sprecher der SPD-Fraktion in Baden-Württemberg, Nils Schmid, der im Gleichschritt (oder soll ich sagen: im Stechschritt) gemeinsam mit dem Grünen Cem Özdemir den russischen Präsidenten schon über Leichen gehen sieht, oder einen Jürgen Trittin, der die Diagnose gefertigt hat, wonach Putin die Kontrolle über sein Land verloren habe. Wer sich solcherart an der Vergiftung des politischen Klimas beteiligt, darf sich nicht wundern, wenn er eines Tages selbst über Leichenberge steigen muss, sofern er das überhaupt noch erlebt.
Hans Schoenefeldt
Veröffentlicht in der jungen Welt am 27.08.2020.
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