Gegründet 1947 Freitag, 26. April 2024, Nr. 98
Die junge Welt wird von 2751 GenossInnen herausgegeben

Leserbriefe

Liebe Leserin, lieber Leser!

Bitte beachten Sie, dass Leserbriefe keine redaktionelle Meinungsäußerung darstellen. Die Redaktion behält sich vor, Leserbriefe zur Veröffentlichung auszuwählen und zu kürzen. Leserbriefe sollten eine Länge von 2000 Zeichen (etwa 390 Wörter) nicht überschreiten. Kürzere Briefe haben größere Chancen, veröffentlicht zu werden. Bitte achten Sie auch darauf, dass sich Leserbriefe mit konkreten Inhalten der Zeitung auseinandersetzen sollten. Ein Hinweis auf den Anlass Ihres Briefes sollte am Anfang vermerkt sein (Schlagzeile und Erscheinungsdatum des betreffenden Artikels bzw. Interviews). Online finden Sie unter jedem Artikel einen Link »Leserbrief schreiben«.

Leserbrief zum Artikel Vereinte Nationen: Machtkampf am East River vom 26.06.2020:

Perspektivlose Eliten

Dem Beitrag von Jörg Kronauer ist nicht viel hinzuzufügen. Die Auseinandersetzungen zwischen den USA und vor allem China, aber auch Russland stehen im Mittelpunkt der Machtverschiebungen am East River. Die USA, die seit 1945 zig Billionen mit Kriegen und Rüstung – sinnlos – vergeudet haben, einschließlich der materiellen Ressourcen (Rohstoffe) und der Umweltbelastungen, geraten immer tiefer in Schwierigkeiten. Diese Politik ging an die eigene Substanz, und bereits frühzeitig taten sich – veranlasst vor allem von der Sowjetunion – Probleme für die damals scheinbar »allmächtigen« USA auf. Im Koreakrieg, geführt unter dem Banner der UNO, konnte man einer Niederlage nur entgehen, in dem man mit dem Einsatz von Nuklearwaffen drohte. Die Konfrontation mit der Sowjetunion endete scheinbar mit einem Totrüsten derselben. In Wahrheit dürfte die UdSSR an ihren letzten Führungen gescheitert sein, die intellektuell nicht mehr in der Lage waren, notwendige Reformen anzugehen. Sie waren auch zu feige dazu. Dann kam China zunehmend ins Spiel, und Russland unter Putin wurde international selbstbewusster und aktiver. Wir stehen auch vor einer Situation, in der neue Spieler sich rüsten für international aktivere Auftritte: Indien, die Afrikanische Union, getrieben vor allem von Südafrika. Die westlichen Verbündeten washingtons, wenn man von einigen selbstbewussteren Auftritten Frankreichs und Großbritanniens absieht, stehen immer noch im Sog der USA. Als Deutschlands Führung unter Westerwelle bei dem Libyen-Abenteuer versuchte, eigene Positionen zu beziehen, zog ein Sturm der Entrüstung der Eliten über diese »ungehörige« Bundesregierung her, die schnellstens versuchte zurückzurudern. Deutschlands nahezu charakterlose Unterordnung unter die USA beruht auf den starken kommerziellen Banden seiner Finanzeliten zu den USA. Man muss such auch hier fragen bei einem Asien, das über 50 Prozent der Weltwirtschaft darstellt und ein höheres Wachstum und stärkere Profite offeriert: Haben die deutschen Finanzeliten nichts anderes im Köcher? Das ist ein Problem der Intelligenz und des Mutes! Letztendlich brechen immer mehr innere Probleme und Konflikte in den USA selbst auf. Gerade die jüngere Generation zweifelt an der Perspektive: Die Stars and Stripes und die Bibel für die mehr oder weniger Besitzlosen und die Greenbacks und die totale Macht für Eliten, die kein langfristiges Konzept bieten können!
Achim Lippmann, Shenzen
Veröffentlicht in der jungen Welt am 26.06.2020.