Leserbrief zum Artikel Schlagworte: Rotlicht: Rassismus
vom 17.06.2020:
Das Haben bestimmt das Sein
Wieviel an politischer Naivität und an geschichtlicher Ignoranz bedarf es eigentlich zu meinen, in einer in bezug auf materielle Ressourcen, kulturelles Kapital sowie persönliche Lebenschancen zunehmend asymmetrischer und damit ungerechter werdenden kapitalistischen Ellenbogengesellschaft ließen sich solche hohen ethisch-moralischen Werte wie Freiheit, Gleichheit und Geschwisterlichkeit nicht nur postulieren, sondern unabhängig von den materiellen Bedingungen qua individueller Vernunft und kollektiven Konsens klassenübergreifend praktisch einfach mal so en passent verwirklichen? Wenn dem so wäre, hätte es dann wohl noch einer Französischen Revolution bedurft? Der Kapitalismus benötigt den Rassismus zur Legitimierung der von ihm permanent erzeugten systemischen Ungleichheit. Womit sonst sollte er denn wohl auch »die Ausbeutung des Menschen durch den Menschen« begründen, wenn nicht mit seiner vermeintlichen gottgegebenen Überlegenheit gegenüber den anderen bzw. deren angeblichen naturbedingten Inferiorität?