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Leserbrief zum Artikel Schlagworte: Rotlicht: Rassismus vom 17.06.2020:

Frühkindliche Wurzeln?

Aus welchen geistigen und seelischen Fundamenten erwachsen rassistische Monstrositäten wie der mutmaßliche Totschlag an George Floyd? Der Psychiater Hans Joachim Maaz empört sich über ein Engagement im Kampf gegen rechts, das zwar groß sei, aber das tieferliegende Problem hilflos verschleiere. Seine Proklamationen würden die Quellen des Extremismus verkennen, welche gerade auch die Versagung intensiver Zuwendung in der Kindheit bilde. Diese Traumatisierung der Kinder sei heute durch zu frühe Fremdbetreuung weitverbreitet. Laut dem Kindheitsforscher Michael Hüter haben wir vorrangig in den »hochentwickelten« Ländern den Blick für die naturgegebenen Bedürfnisse des Kindes verloren, und das macht heute 50 Prozent (!) der Kinder krank und viele junge Menschen buchstäblich verrückt. Viele Eltern verzweifeln an ihren Schuldgefühlen, weil sie von einer familienfeindlichen Politik dazu gezwungen werden, ihre Kinder zu früh in eine Kita zu geben, und ihnen damit eine optimale Frühbetreuung versagen. Diese basiert, so Maaz, eben nicht auf Zwangsbildung, sondern auf Bindung und kann nur von den Eltern gewährt werden. Wer das zehntausend Jahre lang in allen Kulturen unangetastete »Naturgesetz«, das Menschenkind bis zum sogenannten zweiten Zahnen im familiären Verbund zu belassen, mit ideologisierter Phrasenhaftigkeit als antiquiert aushebelt, früheste Fremdbetreuung dagegen zum Fortschritt erklärt, der legt in Maaz' Augen eine Axt an die Wurzeln unseres Gemeinwesens, denn dem Untergang der Hochkulturen ging stets der Zerfall des Familienwesens voran.
Uwe Brauner, Tübingen
Veröffentlicht in der jungen Welt am 19.06.2020.
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