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Leserbrief zum Artikel Militarismus: Alibidebatte um Drohnen vom 12.05.2020:

Staatlicher Terror

Drei US-Präsidenten in Folge veranlassten den Einsatz bewaffneter Drohnen gegen afghanische Terroristen, Taliban-Führer und Al-Qaida, um sie zu töten. Sie wurden also durch eine Präsidentenentscheidung aus der Ferne zum Tode verurteilt und hingerichtet, in einigen Fällen gemeinsam mit Unschuldigen! Diese Maßnahmen und der gesamte Einsatz von NATO-Kontingenten in Afghanistan haben in fast 19 Jahren keinen demokratischen Staat europäischen Musters schaffen können. US-Präsident Donald Trump hat sogar mit den Taliban verhandeln lassen, um seine Truppen abziehen zu können. Außer Milliardenkosten, ungezählten Toten und Militärschrott ist also nichts gewesen. Im Deutschen Bundestag wird nun gegenwärtig wieder einmal über die Anschaffung von Kampfdrohnen beraten oder gestritten. Sie sollen laut Frau Annegret Kramp-Karrenbauer dem Schutz deutscher Soldaten im Einsatz vor Terroristen dienen. Das wirft einige Fragen auf: Was ist Terrorismus? Wer ist ein Terrorist? Was ist eine Kampfdrohne? Terrorismus ist definitiv ein System der Verbreitung von Schrecken. Praktisch ist es die Jahrtausende alte Art und Weise, Tyrannen, unliebsame politische Gegner oder einfach verhasste Personen heimtückisch zu ermorden. Jüngeren Datums sind die Selbstmordanschläge von Terroristen islamischen Glaubens. Auch der Abschuss von Eigenbauraketen der Palästinenser auf israelisches Territorium sowie die vielfach wirksamere israelische Antwort zählen dazu. Der Terroranschlag bewirkt in aller Regel das Gegenteil dessen, was erreicht werden sollte. Jede Form von Terror verschärft die politische Lage, die Bedingungen und Prozesse. Terror als Instrument politischer Handlungen ist untauglich, er ist ein Verbrechen! Ein Terrorist ist also ein Mörder im politischen Auftrag, der den Tod Unschuldiger in Kauf nimmt. Der Selbstmordattentäter gibt dabei sein eigenes Leben. Eine Kampfdrohne ist ein aktiv zielsuchendes oder passiv ferngelenktes bewaffnetes Kleinflugzeug. Die Fernlenkung erfolgt per Joystick über einen Rechner am Bildschirm aus interkontinentaler Entfernung. Der Drohnenführer handelt also wie ein Videospieler, dem ein reales lebendes Ziel von Spionen vor Ort zugewiesen wird. Er ist der Henker bei einer extralegalen Hinrichtung. Die Menschen in den Aufenthaltsländern der mutmaßlichen Führer des sogenannten internationalen Terrorismus fühlen sich permanent bedroht und leben in Angst und Schrecken. Ein Leben in Angst und Schrecken ist Folge von Terrorismus! Die Kampfdrohne ist also das Terrorinstrument, und zwar das Non-plus-Ultra eines solchen, und der Führer ist damit nolens volens (ob er will oder nicht) der denkbar perfekteste Terrorist! Christliche freiheitliche humanistische Demokraten sollten um ihres Ansehens willen so etwas nicht züchten!
Henning Wesarg, Halberstadt
Veröffentlicht in der jungen Welt am 15.05.2020.
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