Leserbrief zum Artikel Militarismus: Alibidebatte um Drohnen
vom 12.05.2020:
Wozu schon Kampfdrohnen?
O-Ton ZDF-Nachrichten vom 11. Mai 2020: »Eine bewaffnete Drohne fliegt ferngesteuert über ein Ziel, und weit entfernt geben Soldaten den tödlichen Feuerbefehl – präzise und ohne Gefahr für die eigenen Truppen. Die USA bekämpfen so seit langem ihre Gegner« – von denen sie in der Regel nicht angegriffen wurden, sondern gegen die sie selbst einen kriegsverbrecherischen Angriff ausgeführt haben. »Ob die Bundeswehr ebenfalls Kampfdrohnen anschaffen soll, ist umstritten, auch aus ethischen Gründen.« Dass in einem solchen Fall »ethische Gründe« angeführt werden (müssen), zeigt den moralischen Verfall deutscher Gegenwartspolitik, die niemals verlegen ist um sachdienliche Ausreden: »Es war der 31. August 2019. Im Camp Pamir hier im afghanischen Kundus schlagen fünf Granaten ein, abgefeuert von Taliban. Von den rund 100 deutschen Soldatinnen und Soldaten …«, die das Erbe der vor 18 Jahren einmarschierten NATO weiterführen, »… wird niemand verletzt, aber die Angst bleibt: Die Soldaten wünschen sich mehr Möglichkeiten, sich selbst zu verteidigen.« Die drohnenaffine Verteidigungsministerin ist einverstanden, und die SPD will wissen, wozu genau die Kampfdrohnen benutzt werden sollen. Geht’s noch?
Veröffentlicht in der jungen Welt am 13.05.2020.