Leserbrief zum Artikel Schlagworte: Rotlicht: Solidarität
vom 01.04.2020:
Ohne Kollektivität keine Solidarität
Das »Sein« bestimme das »Bewusstsein«, so Karl Marx. Doch wo und wie bildet sich das jeweilige »Bewusstsein« eines Kollektivs wie ebenso eines Individuums ab? In der diesem und seiner Zeit spezifischen Sprache, in »Begriffen«. Der Terminus »Begriff« leitet sich von »begreifen« ab, einem Verb also, das sein Werden aus den Mit-Verben »berühren«, »verstehen« und »verbinden« schöpft und in diesem empirischen Prozess aus einem bis dahin isolierten »Ich« erst ein kontextuelles »Wir« entstehen und verstehen lässt, als unabdingbare Voraussetzung jeglicher Form von »Solidarität«. Wo Begriffe aber ihrer sie begründenden und tragenden Erfahrungen beraubt und zu bloßen leblosen Stereotypen reduziert werden, ist die notwendige Verbindung zwischen dem realen Sein und dem daraus resultierenden konkreten Bewusstsein unterbrochen und führt mit zunehmender Diskrepanz zu bloßen »Schlag«-Wörtern und somit in einen fortwährenden destruktiven und denunziatorischen Prozess unversöhnlicher und unauflöslich erscheinender Widersprüche. Inmitten eines solchen befinden wir uns heute!