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Leserbrief zum Artikel Wahn und Gesellschaft: Narziss und Nazis vom 11.03.2020:

Antideutsche lassen grüßen

Der letzte Absatz unter der Zwischenüberschrift »Das Versagen der Linken« ist empörend. Nicht nur, dass mit dem undefinierten »Linken«-Begriff gearbeitet wird, auch die implizite Gleichsetzung derselben mit den Kommunisten zeigt auf, wohin der Autor leiten will: »… mussten die Kommunisten ohnmächtig miterleben, wie das zu Fußtruppen der Notwendigkeit degradierte Proletariat nicht zum Totengräber der bürgerlichen Gesellschaft wurde, sondern seiner jüdischen Nachbarn.« Den Satz hätte auch jeder antikommunistische bzw. antideutsche Historiker formulieren können. Eisenberg übergeht grandios: 1. den Terror der Nazis vor der Machtübernahme, genährt von Geldern des deutschen Großkapitals und unterstützt von den Behörden und dem Justiz- und Polizeiapparat der bürgerlichen Republik; 2. die opportunistische Haltung der SPD- und der Gewerkschaftsführung bezüglich des faschistischen Terrors; 3. dass die Kommunisten kontinuierlich an Unterstützung in der Arbeiterklasse gewonnen hatten (die Wahlergebnisse zeigten das deutlich); 4. die Faschisten eben nicht die Unterstützung des Proletariats hatten (das zeigen wissenschaftliche Untersuchungen auf) und die Arbeiterklasse auch den größten Anteil am Widerstand hatte. Zusammen mit seinem Satz: »Die Krise förderte nicht die Entwicklung des Klassenbewusstseins, sondern die Abdankung jeder Vernunft«, und dem oben Zitierten ziehe ich nur den Schluss, dass Eisenberg – genau wie es die antideutschen Faschisten tun – die Schuld an der Judenvernichtung im wesentlichen der Arbeiterklasse und insbesondere den Kommunisten zuschiebt. »Das Versagen der Linken« als Zwischenüberschrift zu nehmen ist daher schon eine unglaublich geschichtsignorante Provokation.
Jürgen Kelle
Veröffentlicht in der jungen Welt am 13.03.2020.
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