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Leserbrief zum Artikel Wenig Substanz: Pflegenotstand bleibt vom 05.06.2019:

Trauer und Wut

Schon 1991/92 haben in der Altenpflege die Schüler Stationen entlastet, und ihre Leistungen wurden abgerechnet. Normalerweise sollen Schüler erst einmal einem Examinierten an die Seite gestellt werden. So war es dann auch in der Physiotherapie. Ich habe beide Berufe. Auch waren die Stellen nie so besetzt, wie es sein sollte. Wenige Leute arbeiteten viel. Wir haben uns künstlich einen Pflegenotstand geschaffen. Die Leute waren da. Das Arbeitsamt hat in Heilhilfsberufen die Umschulungen bezahlt. Das Personal ist da. 2003 konnte man es sich aussuchen als »Arbeitgeber«. Schon damals stellte man gerne Leute aus dem früheren »Ostblock« ein, die aber hier blieben. Waren halt billiger. Ich finde es nicht in Ordnung, dass man nun sagt, es sei kein Pflegepersonal da. Es ist da! Es ist nur krank gemacht worden. Ich z. B. bin unter Leistungsdruck 2003 erkrankt. Bis heute. Deutschland hat sich seinen Pflegenotstand künstlich erschaffen. Es macht traurig und wütend, dass man nun Fachkräfte ranholen muss. Heute bin ich krank. Meine Arbeitsleistung in Altenpflege und Physiotherapie hat meiner Gesellschaft nicht gereicht. Und nun holt man Kräfte aus dem Ausland, weil wir zu »faul« und »geldgierig« sind. Ich wurde einfach nur krank.
Anne Conrad, Kassel
Veröffentlicht in der jungen Welt am 12.06.2019.
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