Leserbrief zum Artikel Der deutsche Zustand
vom 17.11.2018:
Blöde Zuschauer
Besonders alarmierend finde ich dies, weil gleichzeitig in Krimis, die in beiden Programmen täglich sechs bis zehn Sendeplätze okkupieren, in den letzten Wochen, zumindest in dreien, die ich gesehen habe, Selbstjustiz propagiert wird: »Die Protokollantin«, »Schwartz und Schwartz« und im »Tatort« vom Sonntag, »Treibjagd«. Iris Berben darf als Wiedergängerin von Marianne Bachmann und Charles Bronson in »Die Protokollantin« nicht nur den Mörder ihrer Tochter zu Strecke bringen, sondern als gramgebeugte Mutter sogar noch Auftragsmorde für Männer erteilen, die ihrer Meinung nach von unserer Justiz nicht »richtig« bestraft wurden. Ich konnte kaum glauben, was mir in dieser ausführlich beworbenen »Miniserie« für meine Gebühren angeboten wurde! Besonders erschreckt hat mich, dass selbst jemand wie Frau Berben hilft, solche Inhalte zu verbreiten, und das Drehbuch von einem Juristen und Grimme-Preisträger stammt. Beim »Treibjagd-Tatort« vom letzten Sonntag schafft es die Dramaturgie (…), am Ende doch noch den Zuschauern die Schlussfolgerung nahezulegen: Hätte der »besorgte Bürger« die kleine »Einbrecherschlampe« doch umgebracht, dann wäre er noch am Leben, und seine Witwe müsste im Abschlussbild nicht weinend am Fenster stehen, während mitfühlende Nachbarn Blumen vor seinem Haus ablegen. Die Vermittlung von Botschaften muss nicht immer mit dem Holzhammer passieren, sie werden von einem Unbewussten auf gleicher Frequenz auch anders aufgesogen. Freuen können sich über diese Programmtendenzen in unseren öffentlich-rechtlichen Programmen nur bestimmte Leute – und die erheben als AfD seit einigen Jahren ihre Stimme schon sehr laut in diese Richtung.
Ach ja, die »Lindenstraße« muss eingestellt werden, weil sie »zu teuer« ist! Für wie blöde hält man uns eigentlich, die GebührenzahlerInnen?