junge Welt: Jetzt am Kiosk!
Gegründet 1947 Sa. / So., 11. / 12. Mai 2024, Nr. 109
Die junge Welt wird von 2751 GenossInnen herausgegeben
junge Welt: Jetzt am Kiosk! junge Welt: Jetzt am Kiosk!
junge Welt: Jetzt am Kiosk!

Leserbriefe

Liebe Leserin, lieber Leser!

Bitte beachten Sie, dass Leserbriefe keine redaktionelle Meinungsäußerung darstellen. Die Redaktion behält sich vor, Leserbriefe zur Veröffentlichung auszuwählen und zu kürzen. Leserbriefe sollten eine Länge von 2000 Zeichen (etwa 390 Wörter) nicht überschreiten. Kürzere Briefe haben größere Chancen, veröffentlicht zu werden. Bitte achten Sie auch darauf, dass sich Leserbriefe mit konkreten Inhalten der Zeitung auseinandersetzen sollten. Ein Hinweis auf den Anlass Ihres Briefes sollte am Anfang vermerkt sein (Schlagzeile und Erscheinungsdatum des betreffenden Artikels bzw. Interviews). Online finden Sie unter jedem Artikel einen Link »Leserbrief schreiben«.

Leserbrief zum Artikel Kultur: »Ich bin Anarcho und wehre mich gegen starre Ideologien« vom 08.09.2018:

Antikommunismus und Russophobie

Toll finde ich, wie Konstantin Wecker sich mutig engagiert gegen rechts im deutschen Kulturraum!
Doch muss ich seinen romantischen Rückblick in westdeutsche Geschichte korrigieren: Nein, es wurden gerade NICHT »mit Hilfe und aufgrund des politischen Drucks der 1968er-Bewegung, also meiner Generation, … sehr viele der deutschen Verbrechen aufgearbeitet«. Es wurde vielmehr nur hier und da in Westdeutschland zaghaft begonnen, sich der Verleugnung des faschistischen Geschehens zu stellen, während weiterhin die Altnazis in den Adenauer-Ämtern saßen, auch unter Brandt nichts auszustehen hatten, im Gegenteil wurden Kommunisten und antifaschistische Rebellen mit Berufsverbot belegt.
Ich muss darüberhinaus Konstantin Weckers Vergleich zu Italien korrigieren: Auch wenn die faschistische Mussolini-Ära in Italien nicht aufgearbeitet, die Verbrechen nicht voll geahndet wurden, viele Faschisten quasi fließend in den italienischen Nachkriegsstaat übergegangen sind, gibt es doch einen enormen Unterschied zu Deutschland: Die demokratisch-sozialistisch-antifaschistische Seite, die an der Befreiung Italiens vom Faschismus entscheidend (u. a. als Partisanen) beteiligt war, wird respektiert, der 25. April stellt den höchsten Feiertag in Italien dar, Schulen und Hauptstraßen tragen die Namen von ermordeten Antifaschisten, Kommunisten werden nicht verfolgt. Allgemein ausgedrückt: Es gibt in Italien nicht diesen gnadenlosen Antikommunismus verbunden mit Russophobie (hinter dem sich die Verleugnung der Niederlage des Vernichtungskrieges gen Osten mit 27 Millionen sowjetischen Toten schamhaft verbirgt), der in Deutschland jede Opposition erstickt.
Beate Brockmann, Praelo/Italien
Weitere Leserbriefe zu diesem Artikel:
  • Eine andere BRD

    Konstantin Wecker und sein Engagement in allen Ehren, aber offensichtlich greift das penetrant deutsche Besserwissertum gegenüber Italien jetzt auch auf Linke und selbsternannte »Anarchos« über. »Da ...
    Norbert Andersch, Praelo/Italien