Leserbrief zum Artikel Die Linke zu »Aufstehen«
vom 11.09.2018:
Jeder wird gebraucht
Stehen wir nun auf, oder?
Im November 1989 startete Stefan Heym seinen Aufruf »Für unser Land«, um zu verhindern, was dann durch die Übernahme der DDR durch die BRD passierte.
Ein Phänomen: Egon Krenz (kurze Zeit Generalsekretär der SED) erklärte sich zum Unterstützer dieses Anliegens. Im Moment seiner Verlautbarung wurde unmittelbar stiller massenhafter Widerspruch in der DDR-Bevölkerung deutlich. Wohl Ablehnung, und ein »Nein« allein der nicht mehr vertrauenswürdigen Person und seiner Position wegen.
Und so scheiterte ein Versuch bereits im Kern, möglicherweise bereits aufgrund der Ablehnung dieser Person, wenn vielleicht auch nicht allein deshalb.
Ähnliches könnte passieren, würde sich die »Linke« (auch in oder trotz bester Absicht) an die Spitze von »Aufstehen« stellen. Bis dahin soweit. Dass sich aber die »Linke«-Führung in Mehrheit eher gegen „Aufstehen“ stellt, ist für uns völlig unverständlich und erschreckend.
Linke Politik und Erfolge ihres Tuns für Menschen sind uns, die wir uns auch für »Aufstehen« interessieren, wichtiger als Parteidisziplin oder Parteigehorsam. Oder was steckt hinter dieser Ablehnung? Machtverlust? Angst? Wovor? Oder geht es um (ja, welche?) Interessen?
Um so mehr, wenn wir die Arroganz eines linken Alleinvertretungsanspruchs unserer »Linken« spüren.
Bedeutet die ablehnende Haltung nicht auch, dass Menschen abgelehnt werden, die andere, aber vom Grundsatz linke Ideen und demokratische Haltungen befördern wollen? Kommt das Ausschlagen bzw. Ablehnen neuer linker Ideen einer wachsenden Missachtung von Denken gleich? Ist dies eine Art von Ablehnung aus Prinzip? Eine Form der Geringschätzung gegenüber mehr als 130.000 Unterstützern der Bewegung, gegenüber ca. 65.000 Genossen (darunter viele Befürworter von »Aufstehen«) in der »Linken«?
Gerade weil es sich bei der Bewegung nicht um eine Partei handelt, derer viele inzwischen überdrüssig sind, und auch, weil tatsächlich zuwenig auf real verschlechterte und immer stärker ungleiche Bedingungen und Bedürfnisse eingegangen oder daran etwas geändert wird, will sich eine steigende Zahl kritischer, meist links von der Mitte denkender Bürger für eine tatsächliche aktive Demokratie (!), für Interessenvertretung und bessere Lebensbedingungen einsetzen.
Und das vor dem Hintergrund, dass:
– Frau von der Leyen in der Bundesregierung (nicht vor dem Parlament) die Stimmung für eine Beteiligung deutschen Militärs an Kriegseinsätzen gegen Syrien und Russland schürt und die Grünen (!) Zustimmung dazu signalisieren – Kriegsgefahr lässt grüßen; Fluchtursachen werden dadurch nicht beseitigt;
– sich diverse Protestler/rechte Kräfte in Deutschland mehr und mehr formieren, denen mit Argumenten und Wissen entgegenzutreten ist, und die Linken-Vorsitzenden selbstbewusst ihre »Nichtunterstützung«/Distanz bezüglich einer linken Massenbewegung unter Sahra Wagenknecht herausstellen.
Wir sind an einem Punkt angelangt, wo wir jeden benötigen, der auch nur halbwegs an unserem Strang zieht, um Schlimmeres gerade in naher Zukunft zu vereiteln, Frieden stiftendes, Verbindendes zu stärken. Lasst uns diesen unsinnigen Konkurrenzkampf produktiv machen.
Im November 1989 startete Stefan Heym seinen Aufruf »Für unser Land«, um zu verhindern, was dann durch die Übernahme der DDR durch die BRD passierte.
Ein Phänomen: Egon Krenz (kurze Zeit Generalsekretär der SED) erklärte sich zum Unterstützer dieses Anliegens. Im Moment seiner Verlautbarung wurde unmittelbar stiller massenhafter Widerspruch in der DDR-Bevölkerung deutlich. Wohl Ablehnung, und ein »Nein« allein der nicht mehr vertrauenswürdigen Person und seiner Position wegen.
Und so scheiterte ein Versuch bereits im Kern, möglicherweise bereits aufgrund der Ablehnung dieser Person, wenn vielleicht auch nicht allein deshalb.
Ähnliches könnte passieren, würde sich die »Linke« (auch in oder trotz bester Absicht) an die Spitze von »Aufstehen« stellen. Bis dahin soweit. Dass sich aber die »Linke«-Führung in Mehrheit eher gegen „Aufstehen“ stellt, ist für uns völlig unverständlich und erschreckend.
Linke Politik und Erfolge ihres Tuns für Menschen sind uns, die wir uns auch für »Aufstehen« interessieren, wichtiger als Parteidisziplin oder Parteigehorsam. Oder was steckt hinter dieser Ablehnung? Machtverlust? Angst? Wovor? Oder geht es um (ja, welche?) Interessen?
Um so mehr, wenn wir die Arroganz eines linken Alleinvertretungsanspruchs unserer »Linken« spüren.
Bedeutet die ablehnende Haltung nicht auch, dass Menschen abgelehnt werden, die andere, aber vom Grundsatz linke Ideen und demokratische Haltungen befördern wollen? Kommt das Ausschlagen bzw. Ablehnen neuer linker Ideen einer wachsenden Missachtung von Denken gleich? Ist dies eine Art von Ablehnung aus Prinzip? Eine Form der Geringschätzung gegenüber mehr als 130.000 Unterstützern der Bewegung, gegenüber ca. 65.000 Genossen (darunter viele Befürworter von »Aufstehen«) in der »Linken«?
Gerade weil es sich bei der Bewegung nicht um eine Partei handelt, derer viele inzwischen überdrüssig sind, und auch, weil tatsächlich zuwenig auf real verschlechterte und immer stärker ungleiche Bedingungen und Bedürfnisse eingegangen oder daran etwas geändert wird, will sich eine steigende Zahl kritischer, meist links von der Mitte denkender Bürger für eine tatsächliche aktive Demokratie (!), für Interessenvertretung und bessere Lebensbedingungen einsetzen.
Und das vor dem Hintergrund, dass:
– Frau von der Leyen in der Bundesregierung (nicht vor dem Parlament) die Stimmung für eine Beteiligung deutschen Militärs an Kriegseinsätzen gegen Syrien und Russland schürt und die Grünen (!) Zustimmung dazu signalisieren – Kriegsgefahr lässt grüßen; Fluchtursachen werden dadurch nicht beseitigt;
– sich diverse Protestler/rechte Kräfte in Deutschland mehr und mehr formieren, denen mit Argumenten und Wissen entgegenzutreten ist, und die Linken-Vorsitzenden selbstbewusst ihre »Nichtunterstützung«/Distanz bezüglich einer linken Massenbewegung unter Sahra Wagenknecht herausstellen.
Wir sind an einem Punkt angelangt, wo wir jeden benötigen, der auch nur halbwegs an unserem Strang zieht, um Schlimmeres gerade in naher Zukunft zu vereiteln, Frieden stiftendes, Verbindendes zu stärken. Lasst uns diesen unsinnigen Konkurrenzkampf produktiv machen.
Veröffentlicht in der jungen Welt am 15.09.2018.