Leserbrief zum Artikel Opposition ist zweite Wahl: Regierungsbank im Blick
vom 08.09.2018:
Geschäft des Klassengegners
Es ist schon bemerkenswert, der drolligen Sammlungsbewegung »Aufstehen« das Prädikat »links-sozialdemokratisch« zu verleihen. Immerhin ist deren Gründungsaufruf ein Dokument des Grauens: Die verschwurbelten Forderungen nach »guten Löhnen«, »gerechten Steuern« und »anständigen Renten«, in summa: nach einem »gerechten Land«, hätte ein Kirchentag nicht schöner formulieren können. Problematisch an dieser Prosa ist aber nicht die mangelnde Reife, sondern die Schlagseite: Wer bloß bemängelt, dass sich die deutsche Regierung der US-Politik unterordnet (anstatt den Imperialismus anzuprangern und daran festzuhalten, dass der Hauptfeind im eigenen Land steht), wer zuckersüße Illusionen nährt (Eigentum soll »dem Wohle der Allgemeinheit dienen«) und zugleich »die Menschen zurück in die Politik« bringen, also die ideologische Bindung an das kapitalistische System befördern will, betreibt unverkennbar das Geschäft des Klassengegners. Was soll daran links sein?