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Leserbrief zum Artikel Der schwarze Kanal: Eine Zäsur vom 04.08.2018:

Linke Gefallsucht

»Meinst du, die Russen wollen Krieg?« Selbst unter Linken scheint die Frage heute wieder mit klarem Ja beantwortet zu werden. Das Verschwinden einer Sowjetunion und des bisherigen Sozialismus hat in linken Köpfen offenbar für einige Verwirrung und Orientierungslosigkeit gesorgt. Ob Russen, Deutsche usw. – sie wollten und wollen nie Krieg. Historische Wahrheiten hat die Geschichte darüber hinreichend gelehrt. Wie imperialistisch, wie militärisch aggressiv das Russland von heute ist, dürfte nicht so simpel beantwortbar sein, wie selbst aus der Linkspartei zu hören ist. (…) Russland zum größten Kriegstreiber zu erklären, wie es Politiker von Röttgen bis Harms mit Schaum vorm Munde tun, das kann nicht Sprache der Linken sein (…). Es kann nicht linke Politik sein, so zu tun, als wüsste niemand, wer seit Jahrzehnten einen Krieg nach dem anderen entfacht und nun eben auch an Grenzen von Staaten gelangt, die ihre Interessen bereit sind, auch militärisch wahrzunehmen. Von Ukraine, Krim und Syrien in gleichem Ton zu schwafeln, ohne die Vorgeschichte zu erwähnen, hat mit Realpolitik nichts zu tun. Wohin die Lass-gewähren-Politik Russlands über Jahre geführt hat, sollte in der Linken erkannt worden sein. Da ist es noch gar nicht Frage, wie imperialistisch Russland ist oder nicht. Russland kann sich als Weltmacht etablieren ohne militärische Bedrohung und Abenteuer gen Westen. Wohlfeil und unterschiedslos russische Politik, Reaktionen und Interessenvertretung im Chor mit der imperialistischen Räuberbande anzuprangern, zu sanktionieren usw., was ist daran linke Politik? Was ist linke Politik, die keine klassenmäßige Einordnung mehr zu kennen scheint, die allgemein menschenrechtlich urteilen will, was herrschende Politik nun wahrlich als reinste Heuchelei bewiesen hat? Niemand hindert linke Politik an Kritik russischer Innen- wie Außenpolitik. Aber bitte nicht getrieben von Gefallsucht gegenüber westlichen Hassmedien und nicht ohne Klassenstandpunkt.
Roland Winkler
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