Leserbrief zum Artikel Militarismus: Trump macht Inkasso
vom 13.07.2018:
Hohn für die Bevölkerung
Donald Trump tut sein Bestes, nicht nur Geschichte in schlechtem Benehmen zu schreiben, er legt es auch darauf an, größter internationaler Kriegs-, nicht Verteidigungsminister dieses Jahrhunderts zu werden. Forderungen in dieser Höhe dienen nicht einer Verteidigungssituation, sondern lassen ausschließlich den Verdacht zu, dass wir unter der Führung Trumps einen neuen Kriegsfall erleben müssen. George W. Bush hat ihm dies schon vorgelebt. Die NATO, deren Führungsmacht die USA nun mal sind, hat sich durch den Balkankrieg, durch den Krieg in Afghanistan, durch die Irak-Offensive, durch den Sturz Ghaddafis, die komplette Destabilisierung des Nahen Ostens von einem Verteidigungsbündnis zur Aggressionsmacht entwickelt (…). Der Staat Israel kann seine Eroberungskriege sowie die völkerrechtswidrige Besatzungspolitik lediglich deswegen praktizieren, weil der Westen seine schützende Hand über dessen Kriegspolitik hält. Alleine mit dieser Politik sowie dem Druck Amerikas hat die NATO ihre Werte auf dem Altar des Völkerrechts geopfert. Diese Offensiven, an denen die NATO-Mächte, sei es auch subsidiär, beteiligt waren, haben die einzelnen Mitglieder auch sehr viel Geld gekostet. Nun, nachdem bekanntwurde, dass fast jeder zweite Rentner nach einer langen Arbeitszeit zum verdienten Lebensabend mit einem Betrag von unter 800 Euro leben muss, obwohl er erheblich zum Aufbau dieses Landes beigetragen hat, ist eine horrende Forderung in dieser Höhe ein Hohn für die arbeitende Bevölkerung dieses Landes. Die wirtschaftliche Verflechtung zwischen der EU, China, den verschiedenen Wirtschaftsblöcken und den USA ist so eng, dass ein strategischer Zwischenfall für alle Beteiligten ein Horroszenario wäre, dessen sind sich die Politiker sowie die tragenden Pfeiler der Wirtschaft bewusst. Herrn Trump geht es hier offensichtlich nicht darum, eine Sicherheitslage gegenüber dem Osten Europas oder dem Nahen Osten herzustellen, er möchte neben der strategischen Hochrüstung auch eine Hegemonie auf internationaler Ebene erreichen. Die Vorwürfe gegenüber Russland gehen nämlich auch an Trumps Geschichtsverständnis vorbei. Die frühere Sowjetunion und Russland wurden in der europäischen Geschichte mindestens zweimal Opfer kriegerischer Überfälle und nicht umgekehrt, und es war Deutschland, welches einen Pakt mit der Sowjetunion gebrochen hat, und nicht umgekehrt.
Veröffentlicht in der jungen Welt am 16.07.2018.