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Leserbriefe

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Leserbrief zum Artikel Aus Leserbriefen an die Redaktion vom 22.03.2018:

Weiße Weste für CIA

Nun melden sie sich wieder zu Wort. Die Erfinder der »Verschwörungstheorien«. Sind sie sich eigentlich im klaren darüber, dass sie der CIA und Konsorten im konkreten Fall eine »weiße Weste« verschaffen? In dem Themenbeitrag wird hieb- und stichfest und für den Leser verständlich erklärt und nachgewiesen, dass der christdemokratische Parteiführer Aldo Moro einem von der CIA und der »Gladio«-Truppe mit diversen italienischen Komplizen inszenierten Mordkomplott zum Opfer fiel. Auf raffinierte Weise, wie man es sich kaum vorstellen kann, wurden darin die »Roten Brigaden« (RB) mittels infiltrierter Geheimdienstagenten einbezogen. Viele ehrliche Brigadisten werden davon nichts bemerkt haben. Was in den Leserbriefen auffällt, ist, dass zu den angeführten Einwänden keine Beweise vorgebracht werden. Sveva Haertter schreibt von »allen, die sich mit dieser Frage beschäftigt haben und beschäftigen«. Wer sind »alle«, und was haben sie für Ergebnisse vorzulegen? Kein Wort dazu.

Die Brigade-Gründer Renato Curcio und Alberto Franceschini haben in ihren Büchern »Mit offenem Blick« (auf das der Autor verweist) bzw. »Das Herz des Staates treffen« (Franceschini) klar gesagt, dass zum Beispiel Moretti »ein Spion« war (Curcio), und sie hätten sich »verschaukeln lassen«, so Franceschini, der vermerkt, es habe »ein geheimes Leitungszentrum« zur Steuerung des Linksradikalismus gegeben. Von der »Spannungsstrategie« haben die beiden Schreiber wohl noch nie etwas gehört. Sie wurde nachgewiesenermaßen von der CIA eingefädelt, forderte Hunderte Tote und noch viel mehr Verletzte. (…)

Muss die jW wirklich solchem Unsinn Platz geben, wie ihn Klaus Ohliga verbreitet, wenn er aus der Liquidierung der Eskorte Moros durch einen Militärspezialisten eine »Logik« zur »Selbstbehauptung der Bolschewiki in Russland gegen 20 Interventionsarmeen« ableitet? (…) Er zitiert den lächerlichen Satz Morettis vom Aufessen der Druckmaschine des Geheimdienstes, die die RB auf dem Trödelmarkt gekauft haben wollen. (…) Wenn Moretti in seinem Buch sagt, er kenne bei den RB »keine herausragenden Schützen«, und einer der Brigadisten habe mit einer aus der Mussolini-Zeit stammenden MP »Zerbino«, die auch noch eine Ladehemmung hatte, geschossen, dann besagt das nach den Regeln der formalen Logik, dass die Bodyguards Moros eben von einem hochqualifizierten Militärspezialisten erschossen wurden. Was u. a. durch die aufgefundenen Patronenhülsen aus Spezialmunition der NATO für »Gladio« bewiesen wird. (…)

Die Tatsachen leugnet Ohliga auch mit Blick auf das An-die-Macht-Bringen Berlusconis durch die »P 2« (…). Auch hier ist mit dem Buch von Ruggeri/Guarino die Quelle angegeben. Die Autoren haben fundiert nachgewiesen, dass Berlusconi nicht nur der »P 2« angehörte (wegen der Leugnung seiner Mitgliedschaft wurde er rechtskräftig wegen Meineids verurteilt), sondern sogar Mitglied ihres Dreierdirektoriums war und die faschistische Putschloge sein Fernsehmonopol finanzierte. Die von ihm 1994 gebildete erste Regierung bezeichnete das linke Manifesto damals (15. Mai 1994) als »Governo nero« (schwarze Regierung) aus »Faschisten und Monarchisten, Lega-Leuten und christdemokratischem Schrott«. Berlusconis Komplizenschaft mit der Mafia ist inzwischen gerichtsoffiziell bekannt. (…) Dass Berlusconi entscheidend mit dazu beigetragen hat, dass jetzt höchstwahrscheinlich eine Regierung der rechtslastigen »Fünf-Sterne-Bewegung« gemeinsam mit dem Chef der rassistischen Lega, Salvini, an die Macht kommt, wird er wohl als neue »Verschwörungstheorie« abtun.
Doris Prato
Veröffentlicht in der jungen Welt am 28.03.2018.
Weitere Leserbriefe zu diesem Artikel:
  • Abstruse Ansichten

    Ich möchte kurz einmal auf den Umgang mit Leserbriefen eingehen. Es handelt sich um die Leserbriefe von Klaus Ohliga und Sveva Haertter, beide am 22. März 2018 zum den interessanten und fundierten Art...
    Nikolaus Müller
  • Keine Verschwörungstheorie

    Meinen Frust über die Leserbriefe von S. Haertter und K. Ohliga in jW vom 22. März 2018 und jW selbst lasse ich weg, aber etwas muss ich loswerden. Die Vorgänge um die Entführung von Aldo Moro, »Gladi...
    Horst Rolle