Leserbrief zum Artikel Aus Leserbriefen an die Redaktion
vom 03.03.2018:
Kirche im Sozialismus
Zum Meinungsstreit zwischen Matthias Krauss und OKR Martin Vogel und Dr. Bernd Krebs möchte ich mich wie folgt äußern. Herrn Dr. Krebs möchte ich darin widersprechen, dass die Politik der SED durchweg »kirchenfeindlich« war. Ich selbst bin als Christ mit vielen Pastoren befreundet, und viele davon würdigten, dass so manches Gotteshaus in der DDR auf Kosten des Staates, der atheistisch war, renoviert wurde. Natürlich hat es manche negative Auswüchse gegeben, aber die DDR unterstützte das Anliegen vieler Christen von der »Kirche im Sozialismus«. Die Bedenken der DDR gegenüber einem Wiederaufbau der Garnisonkirche teile ich völlig, aber nicht aus kulturzerstörerischen und kirchenfeindlichen Gründen. Die Garnisonkirche zu Potsdam war ein Hort des preußischen Militarismus, indem mit dem Segen der Kirche Preußens Könige die Soldaten auf die Schlachtfelder des Krieges schickten – zum Zwecke der Unterwerfung und Eroberung fremder Länder. Aus diesem Grund wählte Hitler im März 1933 diese Garnisonkirche für die Eröffnung des von den Nazis dominierten Reichstags aus und feierte hier mit dem Militaristen Hindenburg, dem der Krieg »wie eine Badekur« bekam, den »Tag von Potsdam«. Dies und nichts anderes ist der Grund dafür, dass ich kein Anhänger dieses militaristischen Denkmals bin.
Veröffentlicht in der jungen Welt am 08.03.2018.