Leserbrief zum Artikel Arbeitskampf: Komplexer Punktsieg
vom 07.02.2018:
Bedenklicher Tarifabschluss
Ja, der Einstieg in die 28-Stunden-Woche ist da oder, wie der Verhandlungsführer der IG Metall Roman Zitzelsberger sagte, man habe »in allen drei Kernforderungen Abschlüsse erzielt«. Aber zu welchem Preis! Ich bin selbst ein Mitglied und Funktionär in der IG Metall und halte die lange Laufzeit, die Einmalzahlungen, welche bei wirtschaftlichen Schwächen wieder abgesenkt werden können, und vor allem die Öffnung der 40-Stunden-Deckelung für äußerst bedenklich. Die Öffnung bedeutet weniger Jobs für hochqualifizierte Arbeitnehmer, denn die neuen Arbeitsverträge werden alle auf 40 Stunden ausgelegt sein. Dass sich die Betriebsräte dagegenstellen, ist höchst unwahrscheinlich, denn viele haben jetzt schon bei Verstößen weggeschaut. 27 Monate Laufzeit geben gerade den Kapitalisten in der Automobil- und Maschinenbauindustrie genügend Planungssicherheit, um Milliarden zu scheffeln, ohne etwas abzugeben. Sollte sich die Wirtschaftslage verschlechtern, zahlen die Beschäftigten die Zeche. Mit solchen Abschlüssen wird der Kapitalismus nicht geschwächt, sondern gestärkt.