Leserbrief zum Artikel Arbeitskampf: Komplexer Punktsieg
vom 07.02.2018:
Unbedingt korrigieren
Die jW-Einschätzung des Metallergebnisses ist im wesentlichen zutreffend, bezüglich der positiven wie der negativen Punkte für die Beschäftigten bei Entgelt und Arbeitszeit. Eine Korrektur beim »tariflichen Zusatzgeld« und dem Festbetrag von 400 Euro ab 2019: Ersteres bezieht sich automatisch immer auf die jeweiligen tariflichen Grundentgelte, beide steigen auch mit künftigen Abschlüssen. Bei der Arbeitszeit haben die durchgesetzten Rechte und Verbesserungen schmerzhafte Preise: vor allem, dass es für Verkürzung keinen Entgelt- und Personalausgleich gibt und die zugestandene weitere Flexibilisierung nach oben in die falsche Richtung geht. Befremdend und bedenklich erscheint, dass auf seiten der Linken beim Entgelt der Abschluss bisher absolut falsch eingeschätzt wird: Die SDAJ kommt mit der Westrick-Formel auf »2,76 Prozent«, andere wie Flassbeck, Labournet und MLPD kommen über die »vereinfachte Formel« sogar nur auf »1,9 Prozent Tariferhöhung«. Tatsächlich wird hier völlig übersehen, dass das Zusatzgeld von 27,5 Prozent eines Monatsentgelts und die 400 Euro Festbetrag ab 2019 ebenfalls tarifliche Leistungen sind und auch tarifdynamisch steigen. Westrick ist bei diesem Tarifwerk jedenfalls so nicht anwendbar. Der exakte rechnerische Vergleich der Entgelte 2017, 2018 und 2019 ergibt die tatsächlichen Erhöhungsbeträge (prozentual 2018 knapp vier und 2019 im Schnitt 3,5 Prozent). Das sollten Linke umgehend korrigieren, wenn man Entfremdungsprozesse gegenüber der Gewerkschaftsbewegung vermeiden möchte.
Veröffentlicht in der jungen Welt am 10.02.2018.