Gegründet 1947 Freitag, 26. April 2024, Nr. 98
Die junge Welt wird von 2751 GenossInnen herausgegeben

Leserbriefe

Liebe Leserin, lieber Leser!

Bitte beachten Sie, dass Leserbriefe keine redaktionelle Meinungsäußerung darstellen. Die Redaktion behält sich vor, Leserbriefe zur Veröffentlichung auszuwählen und zu kürzen. Leserbriefe sollten eine Länge von 2000 Zeichen (etwa 390 Wörter) nicht überschreiten. Kürzere Briefe haben größere Chancen, veröffentlicht zu werden. Bitte achten Sie auch darauf, dass sich Leserbriefe mit konkreten Inhalten der Zeitung auseinandersetzen sollten. Ein Hinweis auf den Anlass Ihres Briefes sollte am Anfang vermerkt sein (Schlagzeile und Erscheinungsdatum des betreffenden Artikels bzw. Interviews). Online finden Sie unter jedem Artikel einen Link »Leserbrief schreiben«.

Leserbrief zum Artikel Wirtschaftstheorie: Auf Halde produzieren vom 11.12.2017:

Linke Sisyphosarbeit

An der Überproduktionskrise zeigt sich, wie menschenfeindlich die kapitalistische Produktionsweise ist. Dass die Marktwirtschaftsunternehmen nicht mehr alle ihre produzierten Waren verkaufen können, hat seinen Grund nämlich nicht in der Bedarfsdeckung der Bevölkerung. Denn es gibt etliche Lohnabhängige, die beispielsweise Bedarf an Qualitätskleidung haben. Was ihnen fehlt, ist allerdings das Geld, um die fehlenden Waren kaufen zu können. Folglich ist es der Mangel an »zahlungsfähiger Nachfrage«, der zur marktwirtschaftlichen Überproduktionskrise führt. Reformpolitiker der Linkspartei plädieren deshalb für höhere Löhne, um die stockende Nachfrage nach Waren anzustoßen. Dummerweise aber ignorieren sie in ihrem Reformeifer, dass der Lohnabhängige nicht nur Warenkäufer, sondern durch seinen Lohn auch Kostenfaktor bei der Warenproduktion ist. Infolgedessen ist die marktwirtschaftliche Überproduktion systemimmanent nicht zu überwinden: Bei niedrigen Löhnen mangelt es an zahlungsfähiger Nachfrage; sind jedoch die Löhne hoch, werden die Waren zu teuer, um auf den konkurrenzgesteuerten Märkten dieser Welt verkauft werden zu können. Eine Sisyphosarbeit bürden sich darum jene linken Reformpolitiker auf, die den Nachfragemangel beseitigen möchten, ohne dem kapitalistischen Marktwirtschaftssystem, das diesen Mangel erzeugt, den Garaus zu machen.
Franz Anger
Veröffentlicht in der jungen Welt am 21.12.2017.
Weitere Leserbriefe zu diesem Artikel:
  • Nichts zu bieten

    Der Artikel über das neue Krisenbuch bleibt oberflächlich und weit hinter dem aktuellen Forschungsstand zurück. Die Ursache dieser Flachheit liegt u. a. an seinem Autor Klaus Müller. Ihm gelingt es ni...
    Alfred Müller