Gegründet 1947 Donnerstag, 25. April 2024, Nr. 97
Die junge Welt wird von 2751 GenossInnen herausgegeben
Aus: Ausgabe vom 26.03.2014, Seite 3 / Schwerpunkt

Gleichberechtigt unter Neonazis: Beate Zschäpe weiter belastet

Erneut hat am Dienstag ein Zeuge im NSU-Verfahren vor dem Oberlandesgericht München die gleichberechtigte Stellung von Beate Zschäpe in der rechten Terrorgruppe bestätigt, die im Kern aus ihr, Uwe Mundlos und Uwe Böhnhardt bestanden haben soll. »Sie war auf keinen Fall das ›Mäuschen‹, das den beiden nur das Essen kocht« – derlei Aussagen von Max-Florian B., der den drei Neonazis 1998 beim Untertauchen geholfen hatte, wurden am Dienstag durch zwei Beamte des Bundeskriminalamts (BKA) in den Prozeß eingeführt. Der Fluchthelfer hatte den Vernehmungsbeamten seinerzeit Fragen beantwortet, vor Gericht aber die Aussage verweigert. Die drei seien für ihn »als Einheit aufgetreten«, heißt es im Protokoll der Befragung von Max-Florian B. Er bestätigt damit die Eindrücke zahlreicher anderer Zeugen, zu denen auch Zschäpes eigener Cousin gehört.

Über die Straftaten der drei »Bombenbastler« vor ihrem Untertauchen soll B. in seinen Vernehmungen durch das BKA gesagt haben, Zschäpe sei zwar nach eigener Aussage nicht an der Durchführung, wohl aber an der Vorbereitung beteiligt gewesen – und habe die Taten voll unterstützt. »Auf jeden Fall war es aber so, daß sie von diesen Aktionen wußte und auch voll dahinter stand« . Die beiden BKA-Beamten schilderten vor Gericht, wie kooperativ sich B. bei den Befragungen verhalten habe. Demnach gab er beispielsweise an, daß der als NSU-Helfer mitangeklagte André Eminger ebenfalls engen Kontakt zu Zschäpe, Mundlos und Böhnhardt gehalten haben müsse. Zudem sprach B. stets von »den Dreien«, machte also keine Unterschiede zwischen Zschäpe und den beiden Männern. B. hatte Zschäpe, Mundlos und Böhnhardt nach deren Untertauchen 1998 eine Zeit lang in seiner Wohnung Unterschlupf gewährt. Auch später hielt er noch regelmäßig Kontakt zu den drei mutmaßlichen Mitgliedern des »Nationalsozialistischen Untergrunds« .

Zschäpe ist in München als Mittäterin bei sämtlichen NSU-Taten angeklagt. Böhnhardt und Mundlos sollen sich im November selbst 2011 erschossen haben, um der Festnahme durch die Polizei zu entgehen.

(dpa/jW)

Ähnliche:

  • Der Angeklagte Carsten S. im November 2013. Vor den Fotografen i...
    20.03.2014

    Zum Töten bestimmt

    NSU-Prozeß: Gericht versucht zu klären, ob Carsten S. einen Schalldämpfer bestellte. Nebenklage will einen Zeugen hören, über den Akten unter Verschluß gehalten werden
  • Beate Zschäpe (Rückenansicht) mit ihren Anw&am...
    21.02.2014

    Auf engstem Raum

    NSU-Prozeß. Quartiergeber mutmaßlicher Neonaziterroristen verweigert Aussage. Zschäpe-Anwälte säen Zweifel an ständiger Wohngemeinschaft im Untergrund
  • Fall zur Überprüfung ans BKA übermitt...
    18.01.2014

    Schwerin rechnet nach

    Kehrtwende in Mecklenburg-Vorpommern: Ungeklärte Morde werden nun doch auf möglichen neonazistischen Hintergrund untersucht

Mehr aus: Schwerpunkt