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28.07.2017 / Presseerklärung

25 Jahre nach Honecker-Prozess: Jurist Friedrich Wolff wirft Justiz Rachsucht vor

Der bekannte Jurist Friedrich Wolff hat 25 Jahre nach dem Prozess gegen den früheren DDR-Staatschef Erich Honecker im Gespräch mit der Tageszeitung junge Welt der bundesdeutschen Justiz Rachsucht vorgeworfen. In Hinblick auf das Verfahren gegen Honecker schlußfolgert Wolff: »Es ging ihnen um Rache, nicht um Gerechtigkeit.«

Honecker wurde 1992 die Verantwortung für Schüsse auf aus der DDR flüchtende Menschen vorgeworfen, Wolff verteidigte den früheren Staatsratsvorsitzenden der Deutschen Demokratischen Republik. Rückblickend erklärt der Jurist, der an diesem Sonntag (30.7.) seinen 95sten Geburtstag feiert, das Verfahren sei eine Farce gewesen. Honecker, der ebenfalls genau vor 25 Jahren am 30. Juli 1992 aus seinem Moskauer Exil in die BRD abgeschoben worden war, sei aus medizinischer Sicht verfahrensunfähig gewesen, in der Presse der Bundesrepublik sei seine Verurteilung überdies schon vor dem Prozess erfolgt.

Den am Verfahren beteiligten Richtern und Staatsanwälten spricht Wolff die Legitimität ab. »Die Nachfahren jener, die schon einmal über Honecker zu Gericht gesessen hatten, besaßen weder das moralische noch das juristische Recht, über Honecker und seinesgleichen zu urteilen«, so der Verteidiger.

Das ausführliche Interview mit Friedrich Wolff erscheint am Samstag, 29. Juli, in der Tageszeitung junge Welt als Wochenendgespräch (Wochenendbeilage).