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26.06.2025 / Presseerklärung

PM junge Welt: Presse an Humboldt-Universität unerwünscht: Leitung erteilt Journalist der Tageszeitung junge Welt Hausverbot nach Berichterstattung

Die Humboldt-Universität zu Berlin (HU) hat per Schreiben vom 23. Juni 2025 einem Journalisten der Tageszeitung junge Welt ein jahrelanges Haus- und Nutzungsverbot erteilt. Der betroffene Kollege soll sich am 16. April an einer Besetzung des Emil-Fischer-Hörsaals beteiligt haben, behauptete die HU in dem Schreiben, das junge Welt seit Donnerstag vorliegt.

Rund 80 Personen sollen demnach im Hörsaal Schäden im Wert von 200.000 Euro verursacht haben. Dort geplante Lehrveranstaltungen seien dadurch auf Dauer verhindert worden. Dem jW-Journalisten wird schließlich vorgeworfen, »in ganz erheblichem Maße wichtige öffentliche Interessen bei der Verwirklichung des universitären Einrichtungszwecks beeinträchtigt« zu haben. Das Hausverbot gilt laut Schreiben zum 31. Juli 2028 für »sämtliche« Liegenschaften der HU.

Tatsächlich war der Betroffene am besagten Tat Berichterstatter über die aus Kreisen der Palästina-Solidarität erfolgten Hörsaalbesetzung und als solcher klar gekennzeichnet. Er trug eine leuchtende Warnweste der Deutschen Journalisten Union in der Gewerkschaft Verdi und konnte seinen Presseausweis vorweisen. Zusammen mit zwei weiteren Journalisten, darunter einem für junge Welt tätigen Pressefotografen, war der jW-Mitarbeiter von der Polizei festgenommen und stundenlang in einen Käfig gesperrt worden – wohl, um lästige Pressezeugen bei der nachfolgenden gewaltsamen Räumung des Hörsaals auszuschließen.

Daniel Bratanovic, Chefredakteur der Tageszeitung junge Welt, erklärte am Donnerstag in Berlin: „Es sagt einiges aus über die Zustände dieses Landes, wenn die polizeiliche Be- und Verhinderung von Pressearbeit nun auch noch von solchen Verboten durch eine Universitätsleitung ergänzt wird. Die seit einiger Zeit zu beobachtenden und sich verschärfenden Angriffe auf die Pressefreiheit sind bedenklich.«