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22.08.2023 / Presseerklärung

PM junge Welt: Wirtschaftshistoriker Kuczynski gestorben

Thomas Kuczynski ist tot. Der international bekannte Wirtschaftshistoriker starb am Samstag im Alter von 79 Jahren in Berlin im Kreise seiner Angehörigen, wie die Redaktion der in Berlin erscheinenden Tageszeitung junge Welt am Dienstag erfuhr.

Kuczynski wurde am 12. November 1944 als Sohn der Ökonomen Jürgen und Marguerite Kuczynski in London geboren. Aufgewachsen in der DDR, studierte er an der Hochschule für Ökonomie in Berlin-Karlshorst Statistik und wurde dort 1972 bei Hans Mottek mit einer Arbeit über »Das Ende der Weltwirtschaftskrise in Deutschland 1932/33« promoviert. Seit 1972 Mitarbeiter am Institut für Wirtschaftsgeschichte der Akademie der Wissenschaften der DDR (AdW) in Berlin, habilitierte Kuczynski sich 1979 mit einer Arbeit über die »Anwendbarkeit mathematischer Methoden in der Wirtschaftsgeschichtsschreibung«. Von 1988 bis zu dessen Abwicklung 1990/91 leitete er in der Hauptstadt als letzter Direktor das Institut für Wirtschaftsgeschichte der AdW.

Seitdem arbeitete Kuczynski als freier Publizist und Autor von Studien zur Politischen Ökonomie (»Zum Begriff der Produktionsweise bei Marx«), Herausgeber kritischer Editionen von Marx-Schriften und war ab 2006 auch am Bühnenprojekt »Karl Marx: Das Kapital« der Gruppe »Rimini Protokoll« beteiligt. Für Aufsehen sorgte seine Studie »Entschädigungsansprüche für Zwangsarbeit im ›Dritten Reich‹ auf der Basis der damals erzielten zusätzlichen Einnahmen und Gewinne«, in der er errechnete, dass die Bundesrepublik Deutschland den Opfern von Sklavenarbeit in Nazideutschland rund 180,5 Milliarden DM (rund 90 Milliarden Euro) schuldig sei.

Die junge Welt veröffentlicht in ihrer Mittwochausgabe einen Nachruf des Marburger Politikwissenschaftlers Georg Fülberth auf Thomas Kuczynski. Interessierten Medienvertretern senden wir den Beitrag gern vorab zu.