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20.09.2021, 13:05:13 / Rosa-Luxemburg-Konferenz 2017

Jetzt kommt die Notfallagentur

Ratz an Pegida: »Ihr seid nicht das Volk, ihr seid es nicht!«
Heinz Ratz und Susann Witt-Stahl diskutieren Möglichkeiten einer neuen, fundamentalen Gegenkultur

Den faschistischen Mächten entgegen treten, forderte Susann Witt-Stahl, Chefredakteurin der Melodie und Rhythmus, im Gespräch mit Heinz Ratz. Der Folksänger hat im Herbst mit Liedermacher Konstantin Wecker das »Büro für Offensivkultur« gegründet. Als eine »Notfallagentur«, die Künstler in Orte und Regionen bringt, in denen Neonazis aktiv sind oder Umweltskandale passieren – und zwar innerhalb von 24 bis 48 Stunden. Denn oft wissen die lokalen Aktivisten nicht, an wen sie sich wenden sollen, wenn sie Protest- oder Solidaritätskonzerte organisieren möchten.

Ratz kennt sich aus. Der Sänger der Folk-Agit-Band Strom und Wasser hat jede Menge Kontakte zu Künstlern, seit er in den letzten Jahren viele spektakuläre Aktionen für Flüchtlinge und Obdachlose veranstaltet hatte. Er schwamm durch Flüsse, lief tausende Kilometer zu Fuß und fuhr mit dem Fahrrad zu Konzerten, die mit ihm zu politischen Aktionen wurden. Was ihn dabei störte, waren politische Gruppen, die wegen Kleinigkeiten zerstritten waren oder halbherzige Helfer, die sich ausgebrannt und mit ihren Idealen allein gelassen fühlten.

Allen diesen Leuten empfiehlt er eine »innere Stille«, um sich zu sammeln und dann kämpferisch zu werden. Das ist ganz im Sinne von Witt-Stahl, die eine »echte Gegenkultur« vermisst, die konsequent in Fundamentalopposition steht – gegen »ein System der Vernichtung«. Und dann spielt Hans Ratz ein Lied gegen Pegida-Anhänger. Bei denen ärgert ihn am meisten, dass sie behaupten, sie wären das Volk. Wenn das so wäre, wäre er schon längst in Argentinien, sagt er und singt: »ihr seid nicht das Volk, ihr seid nicht das Volk, ihr seid es nicht.« Grosser Beifall.

Solidarität jetzt!

Das Verwaltungsgericht Berlin hat entschieden und die Klage des Verlags 8. Mai abgewiesen. Die Bundesregierung darf die Tageszeitung junge Welt in ihren jährlichen Verfassungsschutzberichten erwähnen und beobachten. Nun muss eine höhere Instanz entscheiden.

In unseren Augen ist das Urteil eine Einschränkung der Meinungs- und Pressefreiheit in der Bundesrepublik. Aber auch umgekehrt wird Bürgerinnen und Bürgern erschwert, sich aus verschiedenen Quellen frei zu informieren. Denn nicht allen lernen die junge Welt kennen, da durch die Beobachtung die Werbung eingeschränkt wird.

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