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13.02.2012, 17:57:34 / Buchmesse Havanna 2012

Pizza auf Havanna Art

Von Marion Leonhardt

Pizza in Havanna? Ist das nicht so ähnlich wie Schnitzel auf Mallorca? Warum  - um alles in der Welt - in Havanna Pizza essen? Und warum darüber berichten? Weil die Pizza in Havanna nicht nur anders ist, sondern auch ihre eigenen Geschichten schreibt.

Nehmen wir die Pizzeria Fabio. Ein blauer, kubischer Bau mit netter Atmosphäre. Die Pizza ist lecker, fast original italienischh dünn und der Kellner erklärt uns geduldig und professionell, warum in unseren Mojitos Rum nur in homöopathischen Dosen vorkomme. Schließlich sei der Mojito ein Aperetif...Unseren Bitten, das Mischschungsverhältnis Rum und Limonade zugunsten des Rums zu verändern, kommt er trotzdem nach.

Aber viel interssanter ist die Geschichte der Pizzeria, die man sich hier erzählt. Ende der 90er Jahre kam ein italiniescher Tourist bei einem Sprengstoffanschlag von rechten Miami-Exilkubanern auf ein Hotel in Havanna ums Leben. Sein Vater wurde irgendwann von Fidel gefragt, was ihn trösten könne und was er sich wünsche. Eine Pizzeria in Havanna zu betreiben, antwortete der Mann. Ja, und da ist sie nun, die Pizzeria Fabio.

Ganz anders, aber ebenso lecker, kommt die Pizza im Hotel Kohly daher. Stämmig, dicker Boden und viel Käse weisen sie als eine Schwester der Pizzen aus, wie man sie in den kleinen kubanischen Pizzerien trifft. Und eine Geschichte unter Schwestern bzw. unter Brüdern ist auch die des Hotels.Früher gehörte das Haus der sowjetischen Generalität. Nostrowje: Nicht nu rdie Pizza, auch der Wodka mundete hier.

Wiederum eine ganz andere Geschichte erzählt die Pizza im NH-Hotel am Parque Central. Kross, schmackhaft mit Salami (die echt italiniesch schmeckt) belegt und im gediegenen Ambiente auf edlen Tellern auf blütenweißer Tischdecke serviert, sucht sie ihre Liebhaber eher unter denjenigen, die hier aus Europa kommend einen Urlaub der gehobenen Art verleben. Die meisten von ihnen werden wohl an ihrer »echt italienischen Pizza« festhalten, ohne zu sehr mit der Realität in Kontakt kommen zu wollen. Möglicherweise kann man so ja auch seine Vorurteile besser pflegen.

Und da sage noch einmal jemand, Pizza sei langweilig und habe nichts mit Havanna zu tun.

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Das Verwaltungsgericht Berlin hat entschieden und die Klage des Verlags 8. Mai abgewiesen. Die Bundesregierung darf die Tageszeitung junge Welt in ihren jährlichen Verfassungsschutzberichten erwähnen und beobachten. Nun muss eine höhere Instanz entscheiden.

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