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10.02.2012, 16:45:14 / Buchmesse Havanna 2012

Besuch bei Kolleginnen

Von Simon Loidl
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Das Logo der Tagesausgabe

Am Mittwoch hatten wir eine Einladung in die Redaktion der Granma Internacional. Die internationale Ausgabe der wichtigsten Tageszeitung Kubas gibt es in sieben Sprachen – neben der spanischen existiert derzeit eine französische, eine englische, eine portugiesische, eine italienische, eine türkische und eine deutsche Granma Internacional.

Die besten oder für die Zielregion interessantesten Artikel der Granma werden für die wöchentlich oder monatlich erscheinenden Ausgaben zusammengestellt und übersetzt. In der an der Plaza de la Revolucion in Havanna angesiedelten Redaktion, wo neben der Granma auch die vom Kommunistischen Jugendverband herausgegebene Juventud Rebelde und das Gewerkschaftsblatt Trabajadores hergestellt werden, hieß uns Gustavo Becerra Estorino willkommen.

Der stellvertretende Generaldirektor der Granma Internacional erläuterte uns die Produktion und Verbreitung der deutschsprachigen Version. Diese existiert seit 1994 und wurde von Beginn an von Solidaritätsgruppen aus der Bundesrepublik unterstützt. Derzeit wird die deutsche Ausgabe in Kuba gedruckt. Mehrere Versuche, eine Druckerei in Deutschland zu finden, scheiterten an den zu hohen Kosten, die damit verbunden wären. Diese würden nicht einmal durch die weit geringeren Transportkosten aufgewogen, die jetzt durch die Drucklegung in Kuba entstehen.

Durch den langen Weg aus der Karibik nach Mitteleuropa nimmt die Auslieferung der Zeitung viel Zeit in Anspruch. Dies stellt insbesondere die beiden Redakteurinnen der deutschen Granma Internacional vor Herausforderungen. Ute und Sophie erzählen, daß sie häufig interessante Artikel nicht aufnehmen können, weil diese bei der Ankunft der Zeitung in Deutschland einfach schon veraltet wären. Überhaupt sei die Auswahl der Beiträge der schwierigste Teil ihrer Arbeit.

Da die deutsche Ausgabe nur einmal im Monat erscheint, liegen den beiden Redakteurinnen unzählige Artikel aus den Tages- und Wochenausgaben der Granma vor. Aus diesen müssen sie jene Beiträge auswählen, die am besten dazu geeignet sind, den deutschsprachigen Leserinnen und Lesern die Entwicklungen und Ereignisse in Kuba zu vermitteln. Dabei haben Ute und Sophie auch im Blick, welche Themen für die Leser in Europa von besonderem Interesse sind. Diese beiden Aspekte bei der Auswahl der Artikel unter einen Hut zu bekommen ist aber nicht immer einfach.

Sobald sie diesen Teil ihrer Aufgabe erfüllt haben, geht's ans Übersetzen. Die Redakteurinnen erläutern uns die damit verbundenen Schwierigkeiten. Viele Formulierungen des kubanischen Spanisch lassen sich kaum ins Deutsche übertragen. Gleichzeitig haben die Granma-Mitarbeiterinnen aber den Anspruch und auch Auftrag, daß die Übersetzungen möglichst nahe an den Originalartikeln bleiben. Nicht zuletzt bei der Auseinandersetzung mit neuen Gesetzen auf Kuba ist das eine fast unlösbare Aufgabe. Zum Verständnis der kubanischen Politik ist es aber unumgänglich, dem deutschen Leser auch diese trockene Materie zur Verfügung zu stellen.

Uns interessiert die persönliche Geschichte von Ute und Sophie. Beide wohnen seit über 30 Jahren auf der Insel. Sie hatten während ihres Studiums in der Sowjetunion viele Kubaner kennengelernt, Kontakte geknüpft, schließlich geheiratet. Ob sie jemals daran gedacht haben, wieder in die DDR oder später in die neue BRD zurückzukehren? Nur selten. Natürlich würden sie Freunde und Verwandte gerne öfter sehen, aber Reisen nach Europa sind teuer. Dauerhaft nach Deutschland zu übersiedeln können sie sich nicht vorstellen. Nach so langer Zeit fühlen sie sich in Kuba zuhause.

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Die Grenzen in Europa wurden bereits 1999 durch militärische Gewalt verschoben. Heute wie damals berichtet die Tageszeitung junge Welt über Aufrüstung und mediales Kriegsgetrommel. Kriegstüchtigkeit wird zur neuen Normalität erklärt. Nicht mit uns!

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