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18.02.2010, 18:59:24 / Buchmesse Havanna 2010

Is Leon Trotsky still alive?

Von Christof Meueler

Neben den kubanischen Genossen (Parteiverlag, Militärverlag, Jugendverlag) sind die Trotzkisten die einzige offensiv erkennbare parteipolitische Kraft auf der Buchmesse. Als wollten sie den berühmten Scherz über sich (Treffen sich zwei Trotzkisten, bilden sie drei Parteien) eins zu eins nachbilden, sind sie selbstmurmelnd bis in alle Unübersichtlichkeit ausdifferenziert. Es gibt eine Revolutionär-Marxistische Strömung in der PSUV aus Venezuela, die "Pathfinder"-Gruppe aus den USA ("don't call us trotzkists, we're communists") oder die Posadisten aus Brüssel. Historisch leben all diese Gruppierungen von ihren Differenzen mit der früheren UdSSR, bzw. von ihren Differenzen untereinander über diese Differenzen. Beim Buchmessen-Gastland Rußland, sozusagen dem Nachfolgestaat der ruhmreichen Sowjetunion, geht es großzügiger zu. Bei den Austellern im "russischen Pavillion" findet man Stalinverherrlichung direkt neben Gulag-Dokumentationen, einen Ziegelstein über den KGB oder Ikonographien zu Jelzin-Putin-Medwedew (Gorbatschow gilt als verschollen). Also fast alles, was man braucht auf einmal. Bewegender sind aber die Trotzkisten in all ihrem historischen Dabeiseinwollen. Als ein Offizier der kubanischen Armee vor dem Stand der Posadisten stehen bleibt, reckt eine ältere englische Frau als ständige Vertretung einer politischen Idee und einzige Aktivistin am Stand in Personalunion, die Faust und ruft: "We support you, cuban forces of the revolution!" Der Soldat ist etwas überrascht und freut sich mit.
 

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