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16.02.2010, 17:51:45 / Buchmesse Havanna 2010

Che, Retamar und fünf Helden

Von André Scheer
Roberto Fernandez Retamar
Roberto Fernandez Retamar (Mitte) bei einer Veranstaltung über die Zeitschrift der Casa de las Américas

Rogelio tourt mit seinen knapp 70 Jahren durch die Bars von Havanna. Besonders gern macht er mit seiner Gitarre Station im »Fausto«, einer Gaststätte nahe des Prado. Hier unterhält er die Gäste mit den üblichen Liedern, die Kuba-Touristen hören wollen: Guantanamera und Hasta siempre, Che Guevara. Doch im Gegensatz zu vielen anderen der Gitarrenspieler, die jeden Barbesuch in der kubanischen Hauptstadt zum Discobesuch werden lassen, kann Rogelio nicht nur Gitarre spielen, er kennt auch die Lieder. Und er schreibt selber welche, zum Beispiel »Bolívar und Martí«, ein Lied über die beiden Helden der Unabhängigkeitskämpfe Venezuelas und Kubas. Beide Länder sind eines, heißt es in dem von ihm selbst geschriebenen Song, der vermutlich bei den zahlreichen Gästen aus dem Land des südamerikanischen Verbündeten gut ankommt.

Er spielt natürlich auch das eine oder andere Lied aus Nordamerika oder Europa, das seine Zuhörer gerne hören wollen, aber sein Herz schlägt für die kubanische und lateinamerikanische Kultur. Das vereint ihn mit dem Großmeister der kubanischen Literaturwissenschaften, Roberto Fernández Retamar. Schon in den 70er Jahren hatte der langjährige Vorsitzende des kubanischen Schriftstellerverbandes mit seinem Essay »Calibán« ein flammendes Plädoyer für ein lateinamerikanisches kulturelles Selbstbewußtsein vorgelegt. Lange Jahre leitete er außerdem die Zeitschrift des angesehenen kubanischen Kulturinstituts »Casa de las Américas«. Auf der Buchmesse in Havanna ist Retamar auch mit fast 80 Jahren noch vielbeschäftigt. Am Montag sprach er bei der Feier zum 50. Geburtstag der »Casa«-Zeitschrift, heute referiert er über Miguel Hernández und am morgigen Mittwoch liest er eigene Gedichte.

Noch präsenter auf der Messe, allerdings als Thema, ist Che Guevara. Am Montag konkurrierten gleich zwei Buchvorstellungen um die Aufmerksamkeit. Bei der einen wurde feierlich das Interview mit Ches Reisegefährte Alberto Granado präsentiert, über das wir bereits berichtet haben. Der auch in Deutschland bekannte Gerardo Alfonso sorgte dabei für die musikalische Begleitung. In der Sala José Antonio Portuondo wurde nahezu zeitgleich die Neuauflage einer Sammlung von Che-Zitaten präsentiert. Das schmale Bändchen mit alphabetisch nach Schlagworten sortierten Aussagen des Comandante über »Bildung und der Neue Mensch« war bereits in den 80er und 90er Jahren in hohen Auflagen verbreitet worden und soll nun noch einmal in allen Teilen Kubas breit vertrieben werden.

Schon am Sonntag hatten die fünf in US-Gefängnissen inhaftierten Kubaner im Mittelpunkt einer Veranstaltung gestanden, bei der Kubas Parlamentspräsident Ricardo Alarcón es übernommen hatte, zwei neue Bücher über den Fall zu präsentieren. Er betonte, daß die juristischen Wege zugunsten der fünf in Kuba als Helden verehrten Männer, die Terrorgruppen in Miami unterwandert hatten, ausgeschöpft sind. Die Lösung könne deshalb nur eine politische sein. Dazu seien weltweit Aktivitäten der Solibewegung und aller ehrlich denkenden Menschen nötig. Scharf kritisierte er die internationalen Massenmedien, die den Fall der Fünf nahezu vollständig totschwiegen. Deshalb sei er auch nicht bereit, nach seiner Ansprache gegenüber Journalisten »auch nur die Frage nach meinem Namen« zu beantworten. Er sei es müde, daß die Reporter zahlreich zu den Veranstaltungen über die Fünf kämen, um ihm anschließend Fragen zu stellen, aber auf das Thema ihrer Freilassung anschließend in ihren Artikeln mit keinem Wort eingingen.

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